Leider nichts Neues dabei

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skiaddict7 Avatar

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„Wahrscheinlich beruhte das Drama im modernen Menschen auf diesem großen Missverständnis, dachte er; den Unterschied zwischen beruflichem Erfolg und privatem Glück nicht zu erkennen oder genauer: beruflichen Erfolg mit Glück zu verwechseln.“

Wer „Generation Beziehungsunfähig“ gelesen hat, kennt den Stil von Nast. In diesem Roman geht es – Überraschung! – um dasselbe Thema. Diesmal verpackt als Roman, der wohl auf wahren Begebenheiten beruht. Die Generation der „Millenials“: die Unfähigkeit, zu Lieben; Egoismus, Narzissmus; ein Leben, das sich nur in sozialen Medien abspielt. Deshalb geht es nicht um verschiedene Bekannte von Nast, sondern gibt es vier Protagonisten. Erstmal Andreas Landwehr, der wohl wichtigste von allen. Er ist selbst Autor, und hat sich nach seinen Nachforschungen zu seinem zweiten Roman das Leben genommen. Sein Wunsch: Michael Nast soll den Roman zu Ende schreiben. Und nicht nur das, eigentlich hat er mit dem Schreiben noch gar nicht angefangen. Leonie ist eine weitere Protagonistin. Sie ist 25, Psychologiestudentin, und auf der Suche nach der großen Liebe. Leider hat sie aber ständig nur Dates mit uninteressanten, gemäß ihr selbst „austauschbaren“ Männern. Dann gibt es noch Christoph und Julia, die scheinbar in der perfekten Beziehung sind. Andreas kennt sie alle und beginnt, mit ihnen ein Puppenspiel zu spielen. Alle versucht er, auf seine Weise zu beeinflussen. Mit tragischem Ende…

Die Geschichte beginnt sehr langatmig, sicher mehr als die ersten hundert Seiten werden verwendet, um die Protagonisten sehr detailreich vorzustellen. Dies ist für den Leser sehr beschwerend und ich kam nur langsam voran. Andreas Landwehr ist ein Narzisst vom Feinsten, seine Welt dreht sich nur um ihn selbst und er kann es nicht nachvollziehen, wenn eine Frau nicht an ihm interessiert ist. Nur ein Narzisst kann außerdem auf die Idee kommen, seine Mitmenschen mit dem Ziel zu beeinflussen, Beziehungen zu zerstören. Seine Ideen nehmen immer abstrusere Formen an, weil er beschließt, ohne Julia nicht leben zu können, die jedoch mit Christoph in einer Beziehung ist. Die anderen Protagonisten geraten mehr zufällig in seine Fänge; sie alle sind typische „Millenials“, ebenfalls ziemlich von sich selbst eingenommen und mehr mit dem Schein als mit ihrem wirklichen Leben beschäftigt. Besonders Leonie lebt sehr dafür, sich nach außen richtig darzustellen, obwohl sie das eigentlich gar nicht will. Extrem befremdlich sind mehrere Szenen im Roman, in denen Nast selber vorkommt. Die Art und Weise wie er dies aus Andreas Sicht beschreibt, und Andreas auf ihn eifersüchtig sein lässt, lässt nur schließen, dass er ebenfalls narzisstisch veranlagt ist; ein Schluss, den ich schon nach „Generation Beziehungsunfähig“ gezogen habe. Das Aufschlussreichste an dem Buch ist zweifelsohne der Epilog, in dem Nast seine Gedanken zu unserer Gesellschaft noch einmal darlegt. Dies ist zwar interessant, aber auch nichts wirklich Neues. Gesellschaftskritik ist gerade „in“, aber es gibt einige Bücher, die ich hier mehr empfehlen würde als dieses. Einzelne Passagen enthielten interessante Aussagen, die mir gut gefallen und mich zum Nachdenken gebracht haben. Fazit: leider keine neuen Gedanken, wofür es sich lohnen würde, diesen Roman zu lesen.