Heiligabend als Türkin in einer katholischen Großfamilie im Sauerland

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Ein Alman feiert selten allein ist der Debütroman der türkischstämmigen Übersetzerin und Texterin Aylin Atmaca, erschienen im September 2022 im HarperCollins Verlag, 188 Seiten.

Elif, 27 Jahre alt, feiert zum ersten Mal Weihnachten mit der Familie ihres Freundes Jonas. Die beiden sind zwar bereits seit zwei Jahren ein Paar, Elif hat Jonas' Eltern jedoch noch nicht kennengelernt. Als Türkin kennt sie Weihnachten als ein Fest, an dem sich die Familie zum Essen trifft und dabei auch nach deutschem Vorbild Geschenke verteilt werden.

Die Planung der Familienfeier an Heiligabend beginnt bereits im September. Jonas' Mutter erstellt eine WhatsApp-Gruppe mit 38 Familienmitgliedern, die in die Planung einbezogen sind. Es wird geplant, wer was zu essen mit bringt, wer wem was schenkt, um wieviel Uhr gegessen wird, wann gesungen wird, wann die Familie geschlossen in die Kirche geht...

In dem Roman geben die Deutschen bzw. Jonas' Familie kein allzu gutes Bild ab. Über den christlichen Glauben schreibt die Autorin, dass von Kirchen ein morbider Vibe ausgehe, Zitat: "An der Wand hängt ein toter Mann am Kreuz, ..., da stirbt einer, und dann wird sein Körper seit Jahrtausenden in Form von Oblaten an Menschen verteilt, die auch noch sein Blut trinken." Diese Aussage finde ich respektlos. Was mich überrascht hat, war, dass sie nicht wußte, was ein Krippenspiel ist, und das, obwohl sie in Deutschland aufgewachsen und in einem deutschen Kindergarten war.

Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, das Buch liest sich schnell. Man findet darin nicht nur Vorurteile und Clichés über Türk*innen, sondern auch etliche über Deutsche.