Vom Umgang verschiedener Kulturen miteinander

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jackolino Avatar

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Aylin Atmaca, die schon in Deutschland geborene Tochter einer türkischen Einwandererfamilie, hat mit „Ein Alman feiert selten allein“ ihr erstes Buch geschrieben und es klingt so, als ob sie darin ganz viele eigene Erfahrungen schildert und verarbeitet.
Elif will das erste Weihnachtsfest zusammen mit der Familie ihres Lebensgefährten Jonas im Sauerland feiern. Sie selbst ist eher spontan, wenig organisiert und nimmt das Leben so wie es kommt. Mit den Eltern von Jonas trifft sie auf das krasse Gegenteil ihrer selbst. Nichts wird dem Zufall überlassen, schon im September beginnen die minutiösen Vorbereitungen für den Heiligabend, der dann aber doch, trotz aller Vorbereitungen, ganz anders wird als von allen geplant. Vorurteile, Emotionen, Sympathie oder Antipathie, die lassen sich nun einmal nicht planen, die stecken tief in jedem drin. Und außerdem: gerade, wenn etwas besonders gut laufen soll, geht es meistens schief.
Zunächst einmal versucht Elif, sich mit der bereits früh eingerichteten Whattsapp-Gruppe zu arrangieren, obwohl die Nachrichten minütlich einzugehen scheinen. Aber immerhin lernt sie auf diese Weise schon einmal einige der Verwandten ihres Freundes ein bisschen kennen.
Und dann ist plötzlich Ende Dezember, Weihnachten steht vor der Tür und Jonas und Elif machen sich auf den Weg zu seinen Eltern.
Zunächst einmal fällt der zur Schau gestellte Wohlstand auf. Elif hat mit ihrer Familie in einer Dreizimmer-Wohnung gewohnt und sich dort wohl gefühlt. Jonas Eltern bewohnen ein Einfamilienhaus mit allem Luxus, den sie sich so vorstellen kann und geschmückt, wie in einem amerikanischen Weihnachtsfilm.
Das Kennenlernen – nun auch in Realität und nicht nur virtuell – verläuft zunächst einmal recht gediegen. Elif wundert sich über die leisen Stimmen aller Verwandten, stellt aber auch schon erste Ressentiments gegen sie im Verwandtenkreis fest. So wird sie nicht auf dem Familienfoto sein und Jonas Schwester stellt sich klar und deutlich gegen sie. Auch Onkel Georg nervt hin und wieder mit seinen Bezügen zur Türkei und den zur Sprache gebrachten Unterschieden zwischen Muslimen und Christen.
Aber erst als die Weihnachtsgeschenke verteilt werden, eskaliert die so lange unter der Decke der Höflichkeit und des Weihnachtsfriedens gehaltene Antipathie in einem offenen Streit. Und Elif erfährt Unterstützung von unerwarteter Seite und endlich steht auch Jonas offen zu ihr.
Das Buch ist ein guter Ratgeber für den Umgang von Menschen der beiden Nationen miteinander.
Und so bilden auch 10 Sätze, die Deutsche gegenüber Türken nie sagen sollten, den Abschluss des Buches, gefolgt von positiven Eigenschaften der Deutschen, von denen sich Türken etwas abschauen könnten.
Es ist aber auch ein Buch, das den Mensch in den Mittelpunkt stellt, abseits von Nationalität oder Religion. Und hierin liegt auch sein besonderer Wert.