Ein lesenswertes Debüt über die oft so schwierige Mutter-Tochter-Beziehung

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Die Beerdigung des Vaters ist für die Ich-Erzählerin dieses Romans der Anlass, auf das Leben ihrer bereits viel früher verstorbenen Mutter Hanna zurückzublicken.
Diese Frau, die nacheinander alle drei Studienkollegen geheiratet hat, mit denen sie während des Studiums befreundet war.
Von jedem der Männer hat sie eine Tochter, die Erzählerin ist die jüngste und diese versucht nun zu ergründen, was für ein Mensch ihre Mutter wirklich war.
Die Tochter imaginiert rückwirkend Szenen und erzählt von Dialogen, die so nie stattgefunden haben.
Die Mutter, die ihren Vater im Krieg verloren hat und durch die Flucht geprägt war, hat zeitlebens versucht, sich ein besseres Leben zu konstruieren.
Wer die Heimat verloren hat, versucht sie sich wohl künstlich aufzubauen.
Hanna setzt jedenfalls alles daran, diese Lücke in ihrem Lebenslauf mit erfundenen Geschichten und antiquarisch gekauften Gegenständen zu füllen.

Die sehr sprunghafte Erzählweise ist zwar anspruchsvoll, aber die Charaktere und die Geschichte an sich sind so interessant, dass man das in Kauf nimmt.
Immer wieder steht natürlich auch das Mutter-Tochter-Verhältnis im Zentrum und die oft vorherrschende Sprachlosigkeit und Ratlosigkeit im Umgang miteinander.
Es geht also auch um viele verpasste Gelegenheiten und um nicht genutzte Chancen, Dinge zur Sprache zu bringen.
Auch die Frage, wer wollen wir sein und wie sehr sind wir dabei von äußeren Zwängen beeinflusst, steht immer wieder im Mittelpunkt.

Fazit: ein lesenswertes Debüt, das auch nachdenklich macht