Blau gegen Grün, Lüge gegen Wahrheit

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Blau gegen Grün, Lüge gegen Wahrheit
June, 18 Jahre aus Frankfurt, entscheidet sich spontan ihr letzte Schuljahr im malerischen Cornwall zu verbringen. Das bietet sich vor allem deshalb an, da sie Halb-Engländerin ist und auch ohnehin plant nach der Schule in Studium in Oxford aufzunehmen.
Nachdem ihr Vater den Kontakt zu seiner Familie komplett abgebrochen hat, war June jetzt seit 7 Jahren nicht mehr in Cornwall. Ihre Tante, die Schwester ihres Vaters ist mittlerweile verstorben und anders als erwartet wohnt die Familie nicht in einem kleinen Cottage an der Küste, sondern in einem herrschaftlichen Anwesen, dem Green Manor.
Noch mehr überrascht ist die von ihren beiden Cousins Preston und Blake, die beide eine eigenartige Faszination auf sie ausüben.
Die Geschichte ist flott und ansprechend erzählt, mit besonders viel Detailliebe, wenn es um die landschaftliche Schönheit Cornwalls geht. Gerne hätte nach meinem Empfinden auch noch mehr auf die Geschichten und Legenden, die sich um diese Landschaft ranken, eingegangen werden können. Bis auf die Gegend von Bodmin Moor und die Legenden, die sich um den dortigen Steinkreis ranken und die für den Fortgang der Geschichte wichtig sind, kommt mir hier zu wenig.
Das Buch ist der erste Band einer Trilogie und es ist nachvollziehbar, dass vielleicht noch nicht allzu viel passiert, dass dafür mehr Platz für die Vorstellung und die Entwicklung der Charaktere geboten wird. Aber leider wird der erste Band diesem Auftrag nicht ganz gerecht, Preston und Blake bleiben mir irgendwie zu farblos und mit zu wenig Ecken und Kanten. Zu klischeehaft wird der eine als "Sonnyboy" hingestellt und der andere - passend zu seinem Namen - als der ewig wütende Rebell. Auch June hätte ich mir mutiger oder neugieriger, mehr hinterfragend gewünscht: sie erfährt, dass Preston und Blake Findelkinder waren und von ihrer Tante und Onkel adoptiert wurden, und stellt dazu keine Fragen, auch als die von ihrer Gäbe und der ihrer vermeintlichen Cousins erfährt st sie mir zu wenig neugierig, fängt dann aber an mit ihrer neuen Freundin Lilly nachzuforschen. Und überhaupt, dass sie nie irgendetwas über das Zerwürfnis ihres Vaters mit dem Rest der Familie zu erfahren versucht ist auch unbegreiflich. Insgesamt ist sie mir zu passiv, ich hoffe, dass sie in dem Punkt als Charakter wächst.
Wirklich gut ausgearbeitet sind dagegen die Nebencharaktere, angefangen von Onkel Edgar, Betty, der Köchin und Junes Schulfreunden Lilly und Grayson.
Ein insgesamt gelungener Auftakt zu einer neuen Trilogie, der mit Sicherheit neugierig auf die Fortsetzung macht. Die schönen Landschaftsbeschreibung lassen über die ein oder andere inhaltliche Schwäche hinwegsehen, die sympathischen und liebevoll gezeichneten Nebencharaktere lenken etwas von den schwächeren Protagonisten ab. Sollte hier in den Folgebänden eine bessere Balance gefunden werden, ist noch viel Spannung garantiert.