Enttäuschend, daher leider kein "fast perfektes" Buch

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Als Hammesfahr-Neuling von der Leseprobe und dem Klappentext sehr angetan, begann ich voller Neugier mit der Lektüre ihres neuen Psychothrillers "Ein fast perfekter Plan". Nach 100 Seiten des Psychothrillers wartete ich immer noch auf den Sog, so dass ich vor lauter Spannung nur noch lesen, lesen und lesen möchte. Weitere 100 Seiten später entschied ich mich aus absoluter Langeweile eine Pause einzulegen und habe das Buch fast vergessen - ein Zeichen, wie wenig es mich bewegt hat. Zum Rest der Lektüre habe ich mich dann zwingen müssen, um mir wenigstens diese Meinung für vorablesen.de bilden zu können.

Die Grundidee von Hammesfahr zu diesem Thriller (Frau verheiratet Freund mit einer potentiellen reichen Erbin und er soll diese dann "sterben" lassen) gefällt mir gut und eignet sich meiner Meinung nach auch sehr gut für einen spannenden und intriganten Psychothriller. Aber was macht besagte Autorin daraus?

Zunächst quält sie mich als Leserin mit sich endlos aneinanderreihenden Alltagsbeschreibungen der Protagonisten, die m.E. nicht wirklich zur Handlung beitragen. Habe ich dies dann überstanden und bin bereit für den Einstieg in den rasanten Teil des Romans, kommt stattdessen nun der Faktor des Übersinnlichen ins Spiel und ich darf die junge Braut zu Séancen und zu einer Wahrsagerin begleiten.

Diese Faktoren und die damit einhergehende Realitätsferne haben mir das ganze Buch verleidet und mich am Ende im Rahmen der Auflösung des Mordes zusätzlich noch sehr unbefriedigt zurückgelassen. Hinzukommt auch, dass sich im Laufe des Buches für mich sehr schnell erahnen ließ, wer sich hinter der im Prolog gefundenen Frauenleiche verbirgt.

Im Stil des Prologs, der sehr fesselnd und reißerisch erzählt wird, hätte ich mir den ganzen Roman gewünscht. Leider aber bleiben die Charaktere für mich flach und ausdruckslos, eine Identifizierung mit ihnen ist mir nicht gelungen. Sympathieträger gibt es keinen einzigen für mich, obwohl ich dies beispielsweise bei der (unschuldig in den Plan hineingezogenen) Braut erwartet hätte. Zu Beginn gefiel mir immerhin die intrigante, pläneschmiedende Kerstin noch recht gut. Jedoch auch ihre Handlungen werden im Laufe der Geschichte immer unglaubwürdiger, viele (Re-)Aktionen der Charaktere kann ich nicht nachvollziehen. Ganz besonders vermisst habe ich Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt, die m.E. vollkommen außen vor bleibt. Für mich macht jedoch auch gerade dieses Element den Reiz eines Psychothrillers aus. Warum lässt sich beispielsweise Richard zum Handlanger seiner Freundin Kerstin machen? Wie empfindet Kerstin, wenn der Mann, mit dem sie zusammen leben möchte, die Hochzeitsnacht mit seiner neuen Frau Regine verbringt? Platz genug dafür wäre auf den über 400 Seiten sicherlich gewesen, aber für meinen Geschmack bleibt es leider bei einer zu oberflächlichen Darstellung der Beweggründe. So ist es schon fast verwunderlich, wie die Autorin es dennoch schafft, 400 Seiten zu füllen.

Fazit:
Bezugnehmend auf den Aufkleber "Bestseller", der auf dem (nicht uninteressant gestalteten) Cover klebt, muss ich sagen, dass "Ein fast perfekter Plan" von Hammesfahr für mich der schlechteste „Bestseller“ ist, den ich seit langem gelesen habe. Es drängt sich bei mir die Frage auf, ob der Verlag dieses bereits ahnte und die Exemplare in Ermangelung des tatsächlichen Erfolgs prophylaktisch bereits mit diesem Siegel versehen hat?
Dieser Roman ist für Krimi- und Thrillerfans meiner Meinung nach nicht empfehlenswert. Sollte die Leserin bzw. der Leser jedoch Interesse an Übersinnlichem sowie Lust auf leichte Kost haben, könnte ich mir vorstellen, dass dieser Roman gefallen könnte. Meinen Geschmack hat das Buch jedoch leider überhaupt nicht getroffen und ich werde wohl aufgrund dieser Erfahrung auch zukünftig kein weiteres Werk von Hammesfahr in Angriff nehmen.