Zweigeteilt

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Zum Inhalt: Eine habgierige Friseurin stiftet ihren bedeutend jüngeren Freund dazu an, die Stieftochter einer reichen Kundin zu heiraten, da sie auf das Erbe des todkranken Vaters der jungen Frau spekuliert. Diese soll dann nach kurzer Zeit das Zeitliche segnen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Zur Aufmachung: Eine kopflose, diffuse weibliche Gestalt bewegt sich über einen Korridor. Dieses Cover entspricht leider sehr dem Eindruck, den ich von sehr vielen Personen dieses Thrillers hatte - sie waren weder in ihren äußeren Merkmalen noch in ihren Beweggründen so geschildert, dass sie vor meinem geistigen Auge hätten entstehen können. Sie blieben diffus und kopflos.

Mein Eindruck: Nach einem furiosen Auftakt (die Leseprobe) plätschert die Geschichte leider nur noch vor sich hin.  Ein Schuss Spiritismus, eine Prise Gefühlskälte und eine gute Portion Habgier - was hätte das für ein guter Thriller werden können, wenn die handelnden Personen nicht so vollständig lieblos beschrieben wären. Das Verhältnis von Kerstin und Richard scheint nur auf Sex und Kommandos zu beruhen - da Richard sich sonst nicht gerade als Masochist zeigt, ist es arg verwunderlich, dass er Kerstin nicht widerspricht. Regine wiederum ist so abgrundtief dämlich in ihrer Zuneigung, wie man es von einem aufgeklärten "Kind" unserer Zeit nicht mehr erwarten sollte - behütet aufgewachsen hin oder her - wenn mein Mann sich andauernd woanders herumtreibt, würde ich doch wenigstens mal die Stelle seines Wirkens betrachten wollen. Dass ihr Richards Gefühlskälte nicht auffällt, fand ich hingegen nicht so verwunderlich - ihr Vater und der Ex-Verlobte scheinen in dieser Hinsicht keine Vorbilder gewesen sein.

Spannend wurde die Geschichte kurz nach der Hochzeit, als sich herausstellte, dass die Voraussetzung für Kerstins grandiosen Plan eine Lüge Carlas war. Alte Ideen mussten umgestoßen, neue aus dem Boden gestampft werden. Dazu die Wahrsagerin, das traurige Schicksal Angelikas, die fünf Kreuze - hier blitzte das Können von Frau Hammesfahr auf. Bis zum bitteren Schluss fühlte ich mich nach diesem Schnitt in der Story besser unterhalten.

Dennoch: Einige Geistesblitze zum Schluss sind mir zu wenig. Lieblos gezeichnete Figuren (es reicht nicht, einen Mitmieter als dick und seine Freundin mit einem okkulten Geschäft als dürr zu bezeichnen - ein wenig mehr Beschreibung hätte ruhig sein dürfen) die sich zum größten Teil vollkommen irrational benahmen. Die Geschichte mit dem imaginären Bruder, die eintreffenden Voraussagen der Wahrsagerin und Regines zweites Gesicht waren glaubwürdiger als das Verhalten Richards oder Carlas. Auch am Ende blieb einiges unklar: Wie Kerstin sich an zwei verschiedenen Orten befinden konnte, ist mir bis jetzt schleierhaft. Geister schön und gut, aber "echte" Personen sollten nicht durch Wände gehen können.

Fazit: Ein Buch, dass ich bei einem mittelmäßigen Thriller-Autor akzeptiert hätte, bei Petra Hammesfahr war es mir zu schlecht geschrieben. Leider. Wenn dieses Buch nur aus der zweiten Hälfte bestanden hätte, wäre mein Urteil deutlich positiver ausgefallen.