1958

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yellowdog Avatar

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Ein feiner dunkler Riss ist 2012 schon einmal auf Deutsch bei dem engagierten Golkonda-Verlag erschienen. Jetzt noch einmal bei Suhrkamp und es darf gehofft werden, dass Joe R. Lansdale damit einem noch größeren Publikum bekannt wird.
Die Covergestalt deutet schon an, welche Atmosphäre dieser Roman hat.
Die Handlung ist in 1958 in der fiktiven Stadt Dewmont im Süden der USA angesiedelt. Eine Zeit, in der es noch Autokinos gab. Dort arbeitet auch der jugendliche Erzähler Stan Mitchell.
Die Erzählform ist das nostalgische Erinnern des Erzählers. Eine Form, die mich anspricht. Elvis, Hilliy-Billy-Musik, Tarzan, John Wayne, Comics und so weiter, sind Bestandteile der Welt von Stan.
Weniger angenehm sind natürlich die Stimmungen dieser Zeit, z.B. der latente oder oft auch offene Rassismus. Es ist Joe. R.Lansdale hoch anzurechnen, dass er das immer wieder thematisiert.
Es ist auch gelungen, dass Stan oder seine Schwester Callie dem nicht unterliegen. Sie sind Figuren, die Toleranz symbolisieren und somit gute Identifikationsfiguren für den Leser, auch wenn mir Stan ein klein wenig naiv vorkommt.
Auch Buster und Stans Freund Richard sind ganz gut gemachte Figuren.

Ein feiner dunkler Riss besitzt eine gelungene Struktur. Ich könnte mir das Buch auch gut als Film vorstellen, da es Visualität ausstrahlt. Es würde auch mal Zeit, dass Lansdale endlich mal verfilmt würde.

Obwohl es spät im Buch auch ein kleines Kriminalelement gibt, würde ich den Roman nicht als Krimi einstufen. Es bleibt in erster Linie ein atmosphärisches Zeitportrait und eine Coming of Age-Story mit einer relativ rauen Sprache.

Ich habe schon einige Romane von Joe R. Lansdale gelesen. Ein feiner dunkler Riss, der mir gut gefallen hat, würde ich von der Qualität ins obere drittel einstufen, auch wenn er nicht an seine ganz großen Romane Die Wälder am Fluss, Kahlschlag und Gauklersommer rankommt. Trotzdem 5 Sterne!
Ich werde weiterhin ein treuer Leser der Romane von Joe R. Lansdale bleiben.