Büchse der Pandora

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sago Avatar

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Zweimal erklärt der Autor im Lauf des Romans den Titel "Ein feiner dunkler Riss". Einmal als Grenze, die die Lebenden von den Toten trennt. Dann als den Moment, als der dreizehnjährige Stanley ein Kästchen mit Briefen von "M" an "J" ausgräbt, und später das Gefühl hat, er habe damit die Büchse der Pandora geöffnet. Letztendlich markiert dieser Riss aber auch den Übergang von Stanley ins Erwachsenendasein. Vor kurzem war er noch untröstlich, als er erfuhr, dass der Weihnachtsmann nicht existiert. Und nun muss er sich mit einem alten Verbrechen und menschlichen Abgründen herumschlagen. Das Buch spielt 1958 und Stanley ist ein liebenswertes, behütetes Kind, das beobachten muss, wie sowohl die farbige Hausangestellte von ihrem Geliebten als auch sein Freund Richard von dessen Vater geschlagen wird. Verblüffenderweise hat mich die Geschichte sehr gefesselt, obwohl ich beinahe jede Wendung des alten Kriminalfalls lange im Voraus geahnt habe, wobei ich betonen muss, dass ich da wahrscheinlich kein Maßstab bin, ich würde den Plot nicht als generell zu durchsichtig bezeichnen. Der Roman ist atmosphärisch sehr dicht, die Figuren plastisch und man spürt, dass der Autor hier zum Teil aus alten Erinnerungen schöpft. Lediglich das Ende, in dem beschrieben wird, wie es für die Figuren in ihrem Leben über die Jahre weitergeht, war mir etwas zu sehr im Zeitraffer erzählt. So werden hier manche Figuren ausführlich betrachtet, über Stanley selbst erfährt man für meinen Geschmack aber etwas zu wenig. Das schmälert meinen sehr positiven Eindruck aber insgesamt nicht.