Ein feiner dunkler Riss

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1958 lebt der dreizehnjährige Stanley mit seiner Familie in einer Kleinstadt in East Texas. Sie betreiben dort ein Autokino. Für seine dreizehn Jahre ist Stan noch sehr kindlich und naiv, erst vor kurzem hat er aufgehört an den Weihnachtsmann zu glauben, von den Dingen zwischen Mann und Frau hat er keine Ahnung, und das Schwarze als Menschen zweiter Klasse behandelt werden, hat er bisher noch nicht bewusst wahrgenommen. Gewalt ist alltäglich, sein Freund Richard wird regelmäßig von seinem Vater verprügelt, und muss auf den Feldern mitarbeiten wie ein Erwachsener. Auch die schwarze Haushälterin Rosy wird immer wieder von ihrem Mann geschlagen.

Es ist ein langer und heißer Sommer, Stan streift mit seinem Hund durch die Wälder. Auf einem seiner Streifzüge findet er ein halb vergrabenes Kästchen mit alten Liebesbriefen. Die Briefe führen ihn zu einem Verbrechen, dass vor fast 15 Jahren begangen wurde. Gemeinsam mit dem alten Filmvorführer und Ex-Polizisten Buster beginnt er Nachforschungen anzustellen.

Dies ist eine Geschichte über das Erwachsen werden, ganz in der Tradition der großen amerikanischen Erzähler. Sie erinnert mich sehr an den Film „Stand by me“. Lansdale beschwört gekonnt die Atmosphäre der 60er Jahre herauf. Sein Roman ist bevölkert von schillernden Persönlichkeiten: die schwarze Haushälterin Rosy, die immer sehr direkt ist, und sich keinen Illusionen über das Leben hingibt, der schwarze Filmvorführer Buster, der trinkt und deswegen unter starken Stimmungsschwankungen leidet, Stans Freund Richard, der die Gewalt in seinem Leben als etwas völlig normales hinnimmt, und Stans Familie, ohne die er sich nicht zu dem Jungen entwickeln könnte, der er am Ende dieses Sommers ist.

In diesem Sommer verliert Stanley seine kindliche Naivität, er begegnet Gewalt, Ungerechtigkeit, Hass und Tod. Aber er bewahrt sich sein Gespür dafür, was richtig und was falsch ist.

Lansdale ist ein wunderbarer Erzähler, ich kann dieses Buch nur jedem wärmstens empfehlen.