Ein feiner dunkler Riss: Texas, 1958

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signalhill Avatar

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Schon seit geraumer Zeit gehört Joe R. Lansdale zu meinen Lieblingsautoren. Jedes seiner Werke ist einfach nur gelungen. Auch „Ein feiner dunkler Riss“ hat mich nicht enttäuscht. Der Roman ist eine Mischung aus Geschichte, Spannung, Lokalkolorit, Initiationsroman. Schon das Cover des Taschenbuchs finde ich ausgesprochen gut, weist es doch auf das Autokino hin, das im Buch ja auch eine Rolle spielt. Außerdem kann der Leser den Roman bereits vor dem Lesen zeitlich einordnen.

Geschrieben ist der Roman aus der Sicht des dreizehnjährigen Stanley. Die Hitze des Sommers und die Langeweile scheinen unerträglich, bis Stanley ein geheimnisvolles Kästchen im Wald findet. Für seine dreizehn Jahre ist Stanley noch ziemlich naiv, und eigentlich sollte er auch nichts mit Schwarzen zu tun haben; da er aber nur einen Freund hat – wenn überhaupt, kommt er gut mit dem Mitarbeiter seines Vaters im Kino klar, der ein Schwarzer und noch dazu Ex-Polizist ist. Gemeinsam graben die beiden in der Vergangenheit…

Keine Frage, „Ein feiner, dunkler Riss“ ist sehr spannend, aber das ist bei Weitem nicht alles, was dieses Buch zu einem Highlight werden lässt. Der Schreibstil des Autors ist so überzeugend, dass das Texas der 50ger Jahre bald vor dem Auge des Lesers lebendig wird. Lansdale schafft es wieder einmal, sehr überzeugend das Lokalkolorit einzufangen.

Auch die Rassenfrage bleibt nicht ausgespart, dürfte sie bei einem solchen Roman auch nicht. Stanley kommt gut klar mit der Haushälterin, weiß aber, dass er das eigentlich nicht sollte. Er hat doch aber kaum Freunde. Aber diese und auch Stans einziger Freund Richard erfahren häusliche Gewalt, was zu dieser Zeit sicher auch noch sehr häufig vorkam.

Alles in allem schafft Lansdale mit „Ein feiner dunkler Riss“ einen sehr vielschichtigen Roman, der zwar sehr facettenreich ist, aber dennoch niemals überladen. Die Handlung ist klar, die Sprache ausgewählt und passend. Selbst ohne die spannende Kriminalhandlung wäre dieser Roman noch sehr gelungen, aber die feine Mischung toppt einfach alles. Absolute Leseempfehlung und volle Sternzahl für den neuen Lansdale. Mit Spannung und Ungeduld erwarte ich den nächsten Roman des Autors.