Ein feines Buch übers Erwachsenwerden

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gisel Avatar

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Sommer 1958: Der dreizehnjährige Stanley findet ein im Waldboden vergrabenes Kästchen. Es enthält Liebesbriefe, die zunächst gar nicht interessant scheinen, doch bald macht Stanley sich auf die Suche nach der Geschichte hinter diesen Briefen – und findet sich auf der Fährte nach einem zwanzig Jahre zurückliegenden Doppelmord.
In seinem Roman „Ein feiner dunkler Riss“ lässt Joe R. Lansdale seine Hauptperson im Laufe des geschilderten Sommers erwachsen werden. Stanley, der zunächst lernen muss, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt, erfährt, dass das Leben Gewalt, Rassismus, Tod, Hass und Ungerechtigkeit bereit hält. Das Buch ist aus Stanleys Sicht geschrieben, so dass der Leser sich gut mit ihm identifizieren kann. Dadurch ist auch das Tempo der Handlung eher gemächlich, nimmt aber zwischendurch auch ordentlich Fahrt auf. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, die Charaktere sorgfältig aufgebaut.
Das Buch ist eine gelungene Mischung aus Krimi, Entwicklungsroman und historischem Roman mit sozialkritischem Akzent. Dabei trifft der Autor sehr pointiert die Atmosphäre einer US-Kleinstadt der fünfziger Jahre, „der zweite Weltkrieg war zu Ende, und wir hatten die Welt vor den Bösen gerettet“.
Diese Geschichte ist einfach herrlich zu lesen, und ganz nebenbei regt sie zum Nachdenken an, über die vielen Themen, die damals nicht in Ordnung waren und es auch heute noch nicht sind. Ich bin neugierig geworden auf einen Schriftsteller, den ich bisher nicht kannte.