Erwachsenwerden im Texas der 50er-Jahre

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Stanley ist dreizehn Jahre alt und lebt seit kurzem mit seiner älteren Schwester und seinen Eltern in einer Kleinstadt in Texas. Seinen Eltern gehört das Autokino, 1958 ein typisches Freizeitvergnügen für Teenager und Familien. Es herrscht Rassentrennung, Schwarze werden als Nigger und Menschen zweiter Klasse angesehen. Auch Frauen und Kinder haben sich unterzuordnen, Ehemänner und Väter dürfen dazu auch Prügel einsetzen. In Stanleys Familie ist das anders. Obwohl sein Vater sich als Familienoberhaupt betrachtet, hat doch letztendlich die Mutter das Sagen. Sie entscheidet deshalb auch, dass die schwarze Köchin in einer Notlage im Haus aufgenommen wird und schließlich ein Teil der Familie wird. Während sich also erste Veränderungen in der Gesellschaft zunächst im Kleinen innerhalb dieser Familie zeigen, beschäftigt Stanley sich mit zwei lange zurückliegenden Verbrechen, die niemals aufgeklärt wurden. Dabei erhält er die Unterstützung seiner großen Schwester und von Buster, dem alten Filmvorführer, ebenfalls ein Schwarzer. Während dieser Detektivarbeit gerät Stanley nicht nur einmal in brenzlige Situationen. Stanley erfährt in diesem Sommer soviel Neues und Grausames, dass am Ende die Unschuld und Kindlichkeit des Jungen verloren sind...
Joe R. Lansdale hat wieder einen packenden und athmosphärisch sehr dichten Roman geschrieben. Der Kleinstadtmief mit Rassendiskrimierung, Korruption und sozialer Ungleichheit wird aus der Sicht eines Kindes im Stil von Mark Twain spürbar. Stanley und sein Freund erinnern denn auch an Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Der Roman ist aus der Perspektive des 13jährigen erzählt, der in der Gegenwart langsam seine Naivität verliert. Erst am Ende wechselt die Perspektive und der fast 60jährige blickt zurück und beantwortet dabei letzte offene Fragen.
Ein sehr flüssig geschriebener Abenteuerroman, der hauptsächlich durch die treffend beschriebenen Charaktere und die direkte Rede lebendig wird. Die Ausdrucksweise entspricht perfekt dem Bildungshintergrund der Akteure. So könnte Stanley z.B. an der Sprache des Filmvorführers merken, dass dieser deutlich gebildeter ist als die Köchin, die den Jungen um Korrektur ihrer Fehler bittet. Zu diesem Zeitpunkt ist Stanley aber noch ganz Kind, das nur nach seinem Herzen geht und erst lernen wird, dass Schwarze weniger zählen als Weiße und eine Freundschaft deshalb anrüchig ist.
Titel und Cover dieses Buches spiegeln perfekt den Inhalt wieder!
Ein wunderbarer Roman über das Erwachsenwerden im Texas der 50er-Jahre. Absolute Leseempfehlung!