Wie der Glauben an den Weihnachtsmann verlorgen ging...

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malibu Avatar

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Wie schnell ist die Grenze zwischen kindlicher Sicht zu ausgewachsenem Denken überschritten? Ein 13-jähriger Junge in den Jahren um 1958 sollte sich mit nicht so großen Dingen wie die Erwachsenen beschäftigen, er sollte noch an den Weihnachtsmann glauben und an den Osterhasen, so wie es Stanley, der Protagonist in Lansdales Buch, es bis vor kurzem tat...

Stanley wohnt mit seiner Familie in Texas, in einem Kaff namens Dewmont. Sie betreiben ein Autokino und er fühlt sich eigentlich wohl dort. Er hatte auch noch an den Weihnachtsmann geglaubt, wie sollte ein 13jähriger auch anders? Doch es ändert sich alles schlagartig, er ist auf einmal über alles aufgeklärt und fängt zudem auch noch an, in einem längst vergessenen Mordfall zu ermitteln.

Es ist erstaunlich, wie gut der Autor den Leser in die Geschichte einführt. Man sieht hier hauptsächlich alles aus Sicht des 13jährigen Stanley. Er erkundet die Welt und was er so alles findet, findet auch den Weg in das Gedächtnis des Lesers. Eigentlich sollte er noch spielen und sich nicht über Mordfälle Gedanken machen, wie das Spiel aber so will, ist er schneller darin verzwickt als gedacht.

Stanley ist ein sympathischer Junge, nicht ganz helle, aber mit Sicherheit auch nicht auf den Kopf gefallen. Eigentlich ist er ein typischer 13jähriger Jugendlicher in den 60er Jahren. Doch schnell wird er aufgeklärt und erfährt mehr und mehr über die Schattenseiten der Welt. Zu der Zeit gab es auch noch diese Rassendiskriminierungen gegen die Schwarzen – Stanley eignet sich das gar nicht an, das ist ein Riesen Pluspunkt für unseren Protagonisten.

Der Leser begleitet ihn durch das Rätsel des Mordfalls, welcher sich vor vielen, vielen Jahren ereignet hat. Eine Gänsehaut beschleicht einen des Öfteren, da auch hier die Rede von Geistern ist. Der Autor hat das geschickt eingefädelt, so dass man sich oft fragt, wann der Geist wohl auftauchen mag. Es ist eine Geschichte über einen Jungen, der erwachsen wird – der zu früh und zu schnell sieht, wie die Welt wirklich ist und was großer Reichtum und Macht für Schaden anrichten können. Wissbegierig wie er ist, macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit und trifft öfters auf Widerstand, was ihm gleich die Augen öffnet. Es sind einige Szenen vorhanden, die selbst den Leser innerlich aufwühlen.

Gut geschrieben und mit vielen gut gewählten Dialogen führt uns Lansdale durch das Texas 1958. Es ist ein Roman über das Erwachsenwerden, aber auch eine Aufklärung wie es mit Macht, Geld und Ansehen funktioniert. Und doch sind alle Menschen gleich in ihrem Inneren, nur scheint das nicht jeder so zu sehen. Tiere sind manchmal doch die besseren Menschen.

Wie sich das Ende dann auflöst, passt hervorragend – und es war nicht vorhersehbar. Der Aha-Effekt stellt sich ein und man ist überrascht, wenn man es sich aber nochmals genau durch den Kopf gehen lässt, dann doch wieder nicht.

Ein Meisterwerk aus der Feder des Autors, wie man ihn nicht anders kennt. Was anfangs als normale Geschichte daherkommt, entpuppt sich als handfester Krimi, welchen einen dazu verleitet, die Nacht durchzulesen. Wer gerne viele Dialoge liest und mit den Charakteren Rätsel entschlüsselt, gespickt mit etwas Spannung – der ist mit diesem Buch für die kurze Zeitspanne bis zur letzten Seite bestens bedient!