Military-Horror-Thriller

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tokall Avatar

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In seinem Military-Horror-Thriller „Ein Fluss so rot und schwarz“ macht Anthony Ryan viel richtig, um ein hohes Maß an Spannung zu erzeugen. Schon das Amnesie-Motiv zu Beginn erzeugt Interesse und Neugier. Man fragt sich, was es mit den Protagonisten auf sich hat, warum sie keine Erinnerung mehr besitzen. Wie geht es mit ihnen weiter? Nehmen sie an einem Experiment teil? Man wird als Leser:in direkt von der ersten Seite an mitgerissen und in die Handlung hineingezogen. Das hat mir richtig gut gefallen.

Die Protagonisten rätseln, was ihre Mission ist und wer sie sind. Insbesondere das erste Drittel des Romans fand ich unheimlich spannend, weil man als Leser:in (wie die Figuren) ständig auf der Suche nach Hintergrundinformationen ist. Man möchte mehr über die Mission bzw. das Experiment (oder das, was auch immer es ist) erfahren. Das ganze Setting hat verschiedene Assoziationen bei mir hervorgerufen, vor allem an solche Filme und Serien wie „Predator“, „Alien“ und „The walking dead“.

Thematisch geht es um das Verhalten von Menschen in Ausnahmesituationen. Inwieweit sind die Protagonisten bereit, unhinterfragt fremde Befehle auszuführen und sich unterzuordnen, auch wenn ihnen zentrale Informationen vorenthalten werden? Wie verhält man sich in einer solchen Situation? Auf welcher Grundlage trifft man dann Entscheidungen? Wie behauptet man sich, wenn man keine Erinnerungen mehr hat? Spannende Fragen, wie ich finde. Eines wird auf jeden Fall gut deutlich: Der Umgang der Figuren miteinander ist hart, schonungslos und schroff. Große Gefühlskälte ist spürbar. Das macht den Ernst der Lage gut spürbar.

Bei einem Buch mit einem solchen Setting, kommt es natürlich auch auf die Auflösung am Ende an. Es wird eine große Erwartungshaltung aufgebaut, weil man als Leser:in ja wissen will, was es nun mit dem Gedächtnisverlust und den anderen Hintergründen auf sich hat. Anthony Ryan muss die sehr anspruchsvolle Aufgabe erfüllen, die Leser:innen nicht zu enttäuschen. Ob das gelingt, das möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Das möge jede:r selbst herausfinden.

Trotzdem kann ich für dieses Buch keine 5 Sterne vergeben, und ich begründe gern warum: 1. Der Klappentext verrät für mich schon zu viel, das fand ich etwas schade. 2. Die Figurenzeichnung ist nicht sonderlich ausgefeilt. Die Charaktere kommen eher flach und eindimensional daher (wohl ein Preis, den man für das hohe Maß an Spannung bezahlen muss). 3. Die vielen spannungserregenden Impulse, die der Autor setzt, gleichen sich im weiteren Handlungsverlauf zu sehr. Mehr Abwechslung wäre hier gut gewesen. 4. Auch habe ich überraschende Wendungen vermisst.

Für wen ist das Buch geeignet? In meinen Augen ist es v.a. für solche Leser:innen empfehlenswert, die auf geradlinig erzählte actionreiche Military-Horror-Inhalte stehen, die ohne viel Schnick Schnack daherkommt. Die Handlung stagniert nicht und wird sauber mit hohem Tempo vorangetrieben. Es passiert ständig etwas Neues. Potentielle Leser:innen sollten aber nicht zu anspruchsvoll sein, was die Figurenzeichnung betrifft. Von mir gibt es 4 Sterne, vor allem weil die Spannung stark ausgeprägt ist.