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constanze_pachner Avatar

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"Leah lebt in Paris und hält sich mit Gelegenheitsjobs übers Wasser. Als der berühmte Schriftsteller Michael sie als Assistentin anstellt, scheint ihr Leben endlich die richtige Wendung zu nehmen. Sie verbringt den Sommer mit Michaels Familie in einer Villa an der französischen Küste, um die Tagebücher des Schriftstellers zu sortieren. Sie freundet sich mit seinen Kindern an, hat eine Liebschaft mit einem Franzosen aus dem kleinen Dorf und genießt die bohème Atmosphäre in der Sommervilla.
Doch bald stößt sie auf ein dunkles Geheimnis aus Michaels Vergangenheit, das mit ihr selbst zu tun hat."

Großes Können zeigt die Autorin Francesca Reece in ihrem Debütroman 'Ein französischer Sommer' darin, dass sich die Erzählstimmen der beiden Ich-Erzähler -Leah und Michael- nicht nur durch die unterschiedlichen Perspektiven, sondern auch durch einen jeweils ganz eigenen Sprachstil voneinander abgrenzen. Die unterschiedlichen Wesensmerkmale der beiden Hauptcharaktere werden somit auch durch das Mittel der Sprache in Szene gesetzt. Die unterschiedlichen Sprachstile erzeugen zu Beginn eine starke Anziehungskraft, die aber mit
ihrer kompakt gehaltenen Erhabenheit auf Dauer Ermüdung erzeugen. Es fehlen schwungvolle Verbindungselemente, die dem Ganzen eine literarisch schlüssig komponierte Melodie schenken könnten.
Dramaturgisch winkte der Roman mir aus einer stark unausgegorenen Ecke zu, denn das Hauptgeschehen erzeugt eher schleppend eine dynamische Würze und verliert durch zahlreich unnötige Nebenhandlungen sowie -Charakter*innen immer wieder den leicht spannungsgetränkten roten Faden.
Trotz starkem literarischen Spachspiel konnte mich eine Empathie erzeugende Sprachseele bei all meinen Bemühungen nicht finden. Obwohl ich meine Nase, offen für alles, tief in die Seiten grub, verflüchtigte sich der anfangs vielversprechend wahrgenommene Duft mit jeder Seite ein bisschen mehr, wie beim Kauen eines Kaugummis.

Ein unausgegorenes Romandebüt!