Sommer-Vibe-Garantie

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dany_87 Avatar

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Der Roman „Ein französischer Sommer“ ist der Debütroman von Francesca Reece. In Deutschland ist er im S.Fischer-Verlag erschienen, umfasst 444 Seiten und wurde von Juliane Gräbener-Müller und Tobias Schnettler ins Deutsche übersetzt.

Auf dem Cover sehen wir eine junge Frau, die im Bikini an einem Poolrand sitzt und in die Sonne hinauf schaut. Die hellen Farben und die Zeichnung passen sehr gut zum Titel und Inhalt des Buches.

Der Roman wird aus der Sicht zweier Personen erzählt. Zum einen Leah, eine junge Engländerin, die es nach dem Studium nach Paris verschlagen hat und die sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Sie ist nicht besonders ehrgeizig und hat absolut keine Ahnung was sie mit ihrem Leben anfangen soll.
Auf einer Vernissage begegnet sie dem Schriftsteller Michael, der in ihr seine einstige große Liebe wiedererkennt und sie kurzerhand als Assistentin einstellt. Neben der täglichen Korrespondenz soll Leah ihn und seine Familie den Sommer über nach Südfrankreich begleiten und dort seine alten Tagebücher abtippen.

Der Roman umfasst diesen einen Sommer in Südfrankreich, doch durch die Tagebucheintragungen und Erinnerungen von Michael tauchen wir auch in dessen Vergangenheit ein und lernen den Studenten Michael kennen. An dem Buch hat mir besonders dieser Perspektivwechsel gut gefallen. Ich mochte den Vergangenheitsstrang und bin gerne in diese Zeit eingetaucht. Teilweise waren die Übergänge zwischen dem Gegenwarts-Michael und Vergangenheits-Michael allerdings nicht immer gleich erkennbar, was den Lesefluss etwas gestört hat.

Die Figuren waren alle sehr unterschiedlich und auf ihre Art authentisch. Wirklich gemocht habe ich, mit Ausnahme von Jenny, keine von ihnen wirklich. Besonders unsympatisch waren mir Michael und seine Frau Anna.
Aber das hat der Geschichte absolut keinen Abbruch getan. Figuren dürfen einen aufregen, anekeln, etc. Wenn sie es schaffen Gefühle in einem zu wecken, dann ist das ein gutes Zeichen.

Neben diesen sehr lebendigen Personen hat die Autorin auch ein Talent Landschaften, Räumlichkeiten und Stimmungen zu transportieren. Ich konnte mir die Szenen wie in einem Film gut vorstellen und mochte den Vibe des Buches sehr. Der Roman ist wirklich ein literarischer, französischer Sommer. Ich mochte die Offenheit mit der über Drogen, die Künstlerszene, die Literaturwelt, etc. gesprochen wurde.

Wie Michael mit Leah umgegangen ist fand ich teilweise schwer auszuhalten; insbesondere der Machtmissbrauch und die Verbindung zwischen den beiden, die sich während des gesamten Buches aufbaute und immer als Frage im Hinterkopf mitschwang.

Der Griechenland-Teil hätte für meinen Geschmack ausführlicher sein können; hier ist die Autorin leider nur an der Oberfläche geblieben und hat einige Themen und Spannungen nur angekratzt. Insbesondere wenn man die Danksagung liest, bekommt man den Eindruck, dass hier Stellen gekürzt wurden.

Was mich gestört hat waren die doch häufig vorkommenden französischen Sätze, die nicht übersetzt waren und die einem manchmal das Gefühl gaben, etwas zu verpassen. Ein „ergooglen“ der Übersetzung stört den Lesefluss und es braucht diese Sätze nicht um einen französischen Vibe zu transportieren, dass bekommt die Autorin auch so sehr gut hin. Insgesamt eine empfehlenswerte Sommerlektüre, die mich gut unterhalten hat und nicht zu platt war.