Die Kunst, das beste aus seiner Situation zu machen

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nadines_buecher Avatar

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Der junge Graf Rostov wird 1922 in Moskau aufgrund des Verfassens eines vermeintlich zur Revolution aufrufenden Gedichts in einem Schauprozess der sich eigentlich um die Entmachtung und Enteignung des russischen Adels handelt, zu Hausarrest im Hotel Metropol verurteilt, das er sich nach der Enteignung der familiären Grundbesitze als neues Heim ausgesucht hatte. Von den Großeltern dazu erzogen, über Banalitäten zu stehen und sich stets auf sich selbst zu besinnen, was für den Außenstehenden an Arroganz grenzt, nimmt der Graf hin, von seiner großzügigen Suite in eine Dienstbotenkammer verlegt zu werden und einen nicht unbeträchtlichen Rest familiärer Erbstücke zurücklassen zu müssen. Doch diese Prozedur erlebt Rostov seit den Umwälzungen in Russland nicht zum ersten Mal. Wird er sich dank seiner gedanklichen Freiheit, seines Charmes und seiner Nonchalance, die ihn neben üppigen Trinkgeldern beim Hotelpersonal beliebt machen, auch damit zurechtfinden, im Hotel arbeiten zu müssen? Die Straßen Moskaus nicht mehr betreten zu dürfen, da ihm ansonsten die Erschießung droht?
In einer wunderbaren Farbnuance sehr lebendig, locker und leicht trotz der beklemmenden Situation des Eingesperrt-Seins geschrieben macht die Leseprobe Spaß. Der Graf behält bisher seinen Humor, spricht mit Tauben und Katern, die ihn in seiner neuen Behausung besuchen kommen, und stellt fest, dass es tatsächlich auch Fenster in Größe einer Abendeinladung oder einer Briefmarke gibt. Fantastisch.
Das Cover zeigt den Grafen auf dem Balkon seiner Suite, die er verlassen musste. Man fragt sich, ob er bloß schauen oder springen wird.