Der Zauberberg von Towles

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obilot Avatar

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Mit der Gründung der Sowjetunion ändert sich das Leben der Menschen des einstigen Russlands schlagartig und nachhaltig. Der Protagonist des Romans Graf Rostov erfährt dies unmittelbar. Als Vertreter der aristokratischen Klasse hat er sich des schlimmsten Verbrechens schuldig gemacht. Er wird unter Hausarrest gestellt, kann aber im Hotel Metropol, das jetzt sein neues Zuhause ist, dennoch die Vorzüge eines gehobenen Lebensstils genießen und trotz widrigster Umstände findet er in kleinen Dingen immer wieder seine Lebensfreude.
Der Roman Towles hat mich etwas an Thomas Manns "Zauberberg" erinnert. Auch in Toweles Roman zieht eine ereignisreiche Zeit mit tiefgreifenden gesellschaftlichen Umwälzungen vorbei, während die Hauptperson in einer abgeschlossenen Welt in einem Hotel verbringt. Außerhalb dieser Welt nehmen die Ereignisse ihren Lauf, überschlagen sich geradezu. Im Hotel jedoch schein die Zeit teilweise stillzustehen. Doch immer wieder brechen auch Einflüsse von Außen in diese Abgeschlossenheit ein und zeigen auf diese Weise nur umso deutlicher die Veränderungen der Welt von Draußen.
Insgesamt ein wunderbares Buch, das dem Leser durch das persönliche Schicksal des Grafen Rostov eindrücklich und immer wieder auch mit mancherlei Humor und Ironie die gesellschaftlichen Umbrüche zu Beginn der Sowjetunion nahebringen. Teilweise hat der Roman jedoch auch Längen über die man sich seitenweise hinwegquälen muss, nach deren Überwindung man aber immer wieder in die ergreifende Geschichte zurückfindet.