Ein starkes nachwirkendes Buch

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Schon lange hat mich kein Buch so gefesselt wie dieses. Amor Towles ist ein ganz wunderbarer Erzähler, bei dem man sich kein Wort entgehen lassen darf. Das Buch handelt von der russischen Revolution und den Jahren danach bis 1954 und gibt einen interessanten und lehrreichen Einblick in die russische Geschichte. Die herausragende Persönlichkeit im Buch ist Graf Alexander Iljitsch Rostov. Dieser hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Ein Mann von Adel, hochintelligent, aber niemals hochmütig, den Menschen zugewandt, was es ihm erlaubt Freundschaften in allen sozialen Kreisen zu schließen. Ein Mann, der sich nicht unterkriegen läßt. Dies beweist er bei der gleich zu Beginn stattfindenden Gerichtsverhandlung, wo er 1922 wegen eines von ihm vefaßten provokativen Gedichtes und wegen seiner adeligen Herkunft zu einem lebenslangen Hausarrest verurteilt wird. Das Verhalten des Grafen während der Verhandlung spricht für ihn und zeigt seine Gesinnung. Ich habe diesen Teil mit großer Bewunderung für den Grafen gelesen.

Er wird verurteilt, im Hotel Metropol, in dem er seit langem bereits wohnt, den Hausarrest anzutreten. Er kann jedoch nicht in der von ihm bewohnten Suite wohnen bleiben, sondern bekommt eine Kammer unter dem Dach zugewiesen. Ungebeugt und diszipliniert ergibt er sich in sein Schicksal. Er widmet sich nun der Beobachtung der Gäste im Metropol und schließt mit hochrangigen Persönlichkeiten Freundschaften, aber auch mit Emile, dem Küchenchef, Wassili, dem Portier, mit Marina, der Schneiderin, Audrius dem Barkeeper oder Andrei, dem Maître d'Hotel. Allesamt charakterisiert der Autor so lebensecht, man glaubt, sie selbst zu kennen. Eine besondere Freundschaft verbindet ihn mit Nina, einem 9jährigen Mädchen, das ebenfalls im Hotel wohnt. Sie ist eine aufgeweckte und neugierige kleine Person und schnüffelt im ganzen Hotel herum. Durch sie lernt der Graf auch den letzten Winkel im Metropol kennen.

Eine besondere Zuneigung hegt der Graf zu Mischka, seinem Freund aus Jugendtagen. Durch die Gespräche der beiden lernt man viel über die Kindheit des Grafen und seinen Werdegang kennen.

Mehr zu verraten, würde allen Lesern viele Überraschungsmomente nehmen. Ich habe viel gelernt von einem feinfühligen, toleranten, oft humorvollen, dann wieder sehr ernsthaften Menschen, den ein ganz wunderbarer Autor als Gentleman beschrieben hat. Dies ist er im wahrsten Sinne des Wortes.

Besonders hervorzuheben sind die erklärenden und interessanten Fußnoten. Sie werten das Buch zusätzlich auf.

5 Sterne und eine Leseempfehlung für ein Buch, dem ich ganz viele Leser wünsche und das mir in bester Erinnerung bleiben wird.