Eine grandios schön erzählte Geschichte!

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Klappentext:
Moskau, 1922. Der genussfreudige Lebemann Graf Rostov wird verhaftet und zu lebenslangem Hausarrest verurteilt, ausgerechnet im Hotel Metropol, dem ersten Haus am Platz. Er muss alle bisher genossenen Privilegien aufgeben und eine Arbeit als Hilfskellner annehmen. Rostov mit seinen 30 Jahren ist ein äußerst liebenswürdiger, immer optimistischer Gentleman. Trotz seiner eingeschränkten Umstände lebt er ganz seine Überzeugung, dass selbst kleine gute Taten einer chaotischen Welt Sinn verleihen. Aber ihm bleibt nur der Blick aus dem Fenster, während draußen Russland stürmische Dekaden durchlebt. Seine Stunde kommt, als eine alte Freundin ihm ihre kleine Tochter anvertraut. Das Kind ändert Rostovs Leben von Grund auf. Für das Mädchen und sein Leben wächst der Graf über sich hinaus.

In diesem historischen Roman, der 1922-1954 in Moskau spielt, begleiten wir den Grafen, Alexander Rostov, sowie viele andere Menschen, die er kennenlernt und in seinem Leben eine große Rolle spielen. So schafft die kleine Sofia es, den Lebenswillen des Grafen wieder komplett zu wecken und und sein Leben auf den Kopf zu stellen. Der Protagonist ist mir sofort ans Herz gewachsen und schon bald wurde ich als Leser ganz nebenbei aufgeklärt, was einen richtigen Gentlemen ausmacht. Auch die anderen Charaktere mochte ich sehr gerne und wurden so gut beschrieben, dass ich ihr Aussehen und ihre Charaktereigenschaften schon bald verinnerlicht hatte.

Dies war mein erster historischer Roman, der in Russland gespielt hat und ich habe viel über dieses Land gelernt. Nur zu gut konnte ich die politische Entwicklung mit verfolgen und die Gewohnheiten und Sitten der Kultur kennenlernen. Auch schön fand ich, dass die Dichtung thematisiert wurde und immer wieder passende Stellen aus bekannten Werken zitiert wurden. Ich habe mir wirklich viele Textstellen aus diesem Roman herausgeschrieben, die ich besonders schön fand.

Zum Schreibstil.. dieses Buch lebt von diesem Schreibstil. Es passiert nicht sehr viel, oft werden Situationen seitenlang beschrieben und detailliert wiedergegeben, aber durch diesen - einfach wunderbaren - Schreibstil wirkt alles lebhaft und echt. Nach einiger Zeit wusste ich genau wo sich was im Hotel Metropol befindet und hatte das Gefühl selber dort zu wohnen. Amor Towles schafft es diese Geschichte auf wunderbare Art und Weise zu erzählen und erklärt den Lesern in kursiv gedruckten Absätzen ab und zu die politische Lage oder Fremdwörter, ohne, dass das Buch an einer Stelle "trocken und langweilig" erscheint. Einfach ist der Schreibstil gewiss nicht und ich musste mich am Anfang an die z.T. langen und anspruchsvollen Sätze gewöhnen, aber nach einer Weile war ich in der Geschichte gefangen und konnte das Buch kaum weglegen.

Mit dem Ende hatte ich gar nicht mehr gerechnet, aber es ist wirklich ein gelungener Abschluss und rundet die Geschichte sehr schön ab.

Es ist ein Buch über Hoffnung, Verlust, Schmerz und Liebe und ich kann es auf jeden Fall weiterempfehlen. Für alle, die sich für Russland interessieren und historische Romane mögen, ist dies eine tolle Lektüre, als Einsteiger in dieses Genre würde ich aber vielleicht mit einem anderen historischen Roman beginnen- denn durch den Schreibstil und die Dicke des Buches, lässt sich dieser Roman nicht unbedingt schnell weg lesen. Mir hat diese Geschichte sehr gut gefallen und den Grafen werde ich wohl nicht so schnell vergessen. Ich persönlich habe viel aus diesem Buch gelernt ( natürlich viel über Russland, aber auch viel über die Menschen und die Sichtweisen und Sitten aus verschiedenen Ländern) und konnte mir für mich selber etwas mitnehmen.
Trotz Anfangsschwierigkeiten gehört dieser Roman nun zu meinen besonderen und einzigartigen Büchern, die ich nicht so schnell vergessen werde und vergebe gute 4 Sterne.