Hat sich gezogen

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wacaha Avatar

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Der norwegische Volkssport des Langlaufes wird von einem Doping-Skandal erschüttert: Hat Hege Morell, die Nachwuchshoffnung für Olympia, wirklich zu illegalen Substanzen gegriffen? Ihr reicher Vater beauftragt die ehemalige Top-Anwältin Selma Falck damit, Nachforschungen anzustellen und Heges Karriere zu retten. Selma selbst hat jedoch mit ihren eigenen Dämonen und Fehlern der Vergangenheit zu kämpfen. Da passiert ein erneutes tragisches Ereignis im norwegischen Langlaufverband, der Selma zudem persönlich betrifft. Ehe sie sich versieht steckt sie tiefer in zwielichten Machenschaften und einem verstrickten Netzwerk aus Feindschaft und egoistischen Motiven als ihr lieb ist.

„Ein Grab für Zwei“ ist der erste Fall für Anne Holts neue Protagonistin Selma Falck. Da die Autorin auf dem Klappentext als „Norwegische Queen of crime“ bezeichnet wird und ich das Thema Doping im Spitzensport interessant fand, hatte ich hohe Erwartungen an das Buch, welche es leider ganz und gar nicht erfüllen konnte. Über viele Teile hat sich das Buch sehr gezogen und auch die Story hat sich in eine ganz andere Richtung entwickelt, als angekündigt: Der Aspekt des Dopings im Sport ist leider sehr weit in den Hintergrund gerückt und ist aufgrund zahlreicher weiterer Handlungsstränge am Ende leider untergegangen.

Diese Vielzahl an Handlungen und Personen hat mir zunächst den Eindruck vermittelt, dass es sich um ein sehr vielschichtiges Buch handeln könnte. Leider wurden diese immer undurchschaubarer und sehr verwirrend, ich konnte irgendwann nicht mehr nachvollziehen, wie sie miteinander zusammenhängen bzw. wurden gar nicht alle aufgelöst oder miteinander verwoben. Auch die geheimnisvollen Erzählstränge in der Zelle und des Drehbuchs lösen sich in meinen Augen eher unspektakulär, auf den Schuldigen hätte der Leser gar nicht kommen können und sein Motiv war ebenfalls nicht überzeugend – und insofern komplett unbefriedigend.
Die einzelnen Kapitel sind kurz gehalten, aber durch die Vielzahl an Perspektiven, Zeiten und Personen ist es mir nur schwer gelungen, in die Geschichte hineinzukommen und ihr zu folgen. Es war alles etwas zu viel und das noch dazu nicht überzeugend. Die Handlungsstränge wirkten zusammengewürfelt und unstrukturiert, das Lesen erfordert große Konzentration und somit kam bei mir leider auch keinerlei Spannung auf. Auch der Schreibstil überzeugt nicht durchgehend, das Buch konnte mich zu keinem Zeitpunkt fesseln und hat sich an vielen Stellen in die Länge gezogen.
Ebenfalls gestört haben mich die Charaktere, von denen mir keine einzige sympathisch ist und ich deshalb auch mit keiner mitgefiebert habe. Insbesondere die Protagonistin Selma Falck empfinde ich als einfach nur anstrengend, sie ist sehr unnahbar und ihre privaten Probleme überschatten die gesamte Story, ohne dass ich diese vollständig begreifen konnte. Ich bin nicht mir ihr warm geworden und möchte deshalb auch keine weitere Geschichte mit ihr als Protagonistin lesen.

Insgesamt hat mich das Buch enttäuscht. Das interessant klingende Thema wurde nur am Rande behandelt, stattdessen haben eine Vielzahl unsympathischer Figuren in einer Vielzahl an teils unwichtigen, uninteressanten und aufgeblasen wirkenden Handlungssträngen ihre jeweils eigenen Motive verfolgt. Kein Buch, das ich spannungsliebenden Lesern weiterempfehlen würde.