Anfang gut - der Rest enttäuschend

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rebekka Avatar

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Wer schon einmal einen Ballon beobachtet hat, der langsam seine Luft verliert und sich von einem prallen Ding in ein verschrumpeltes kleines Etwas verwandelt - der versteht, wie es mir bei der Lektüre dieses Buches ging. Nach einem fulminanten, atemberaubenden Anfang - Kind wird von einer Fähre ins Wasser geworfen, zufällige Beobachterin springt ohne nachzudenken hinterher und bringt es schwimmend an Land - folgen 250 Seiten, auf denen sich kaum etwas tut. Erst am Schluss kommt noch mal so etwas wie Spannung auf, aber die Auflösung rettet das Ganze auch nicht mehr: Die Luft ist nach dem ersten Drittel raus.

Das ist sehr schade, denn der Anfang macht ungeheuer neugierig auf die Geschichte. Das Kind wurde regelrecht weggeworfen und der Leser fragt sich bang: Wer kann so etwas tun? Was ist dieser Tat vorausgegangen? Haben die Eltern etwas damit zu tun? Und was geschieht als nächstes? Sara J. Henry hat einen erfreulich knappen Schreibstil und versteht es gut, Spannung aufzubauen.

Leider gelingt es ihr nicht, sie auch zu halten. Nachdem der Junge gerettet ist, plätschert die Geschichte nur noch vor sich hin - von atemberaubenden Wendungen oder überraschenden Ereignissen keine Spur. Im ganzen Mittelteil fragte ich mich verwundert: Ist das nun ein Krimi oder ein Liebesroman mit einer zart aufkeimenden Romanze? Einen Thriller stelle ich mir anders vor.

Leider hat mich auch der Schluss nicht überzeugt. Die Konfrontation mit der Täterin kam nach dem langatmigen Mittelteil zu abrupt, die ganze Auflösung des Falles war mir zu unrealistisch und die Schilderung der Vorgeschichte kaum nachzuvollziehen.

Schade, wieder ein Buch, das in meinen Augen nicht hielt, was die Leseprobe versprach.