Ein kläglicher Versuch

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clara_fall Avatar

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Troy, gerade auf dem Weg nach Burlington, glaubt ihren Augen nicht trauen zu können, als sie mitansehen muss, wie ein kleines Kind auf der Gegenfähre über Bord geworfen wird. Ohne Zögern springt sie hinterher und kann den kleinen Paul mit letzter Kraft retten. Tage der Verzweiflung und Hilflosigkeit vergehen, bis sie sich entschliesst, etwas zu unternehmen und den Vater des Kindes ausfindig zu machen. Ihre Suche ist zwar erfolgreich, jedoch ruft die Rückkehr des Jungen zwiespältige Reaktionen bei seinen Angehörigen hervor, die Troy wiederum sehr verunsichern. Gern kommt sie Phillipes Bitte nach, einige Zeit bei ihm und Paul zu bleiben, um ihm zu helfen, das Trauma der Entführung zu überwinden und in die reale Welt zurückzufinden. Es entwickelt sich ein inniges Verhältnis, nicht nur zu Paul. Troy wehrt sich gegen diese Innigkeit, gegen ein wärmendes Zuhause. Lieber macht sie sich auf die Suche nach Pauls Entführern und das bringt sie auf vielfältige Ideen, deren Ergebnis ein überraschendes Ende ist.

Troy meint, clever zu sein, jedoch unterschätzt sie ihre Umwelt maßlos. Und das lässt sie viele Fehler machen. So viele, dass die Story auf sehr wackligen Füßen steht und den "gestählten" Thriller-Leser recht schnell müde werden lässt. Zeitweise verliert die Handlung so sehr an Fahrt, dass ich eigentlich nur noch Paul zuliebe weitergelesen habe. Das Ende gestaltet sich unerwartet, jedoch ist auch das gespickt von Ungereimtheiten und lässt keinerlei Gänsehaut-Feeling aufkommen. Manchmal glaubte ich mich in einem Groschenheftchen. Hier auf der Cover-Abbildung von vorablesen steht zwar Kriminalroman, auf meinem Cover steht Thriller und diese Bezeichnung verdient das Buch meiner Meinung nach auf keinen Fall! Positiv erwähnenswert ist, dass die Autorin sehr menschlich schreibt. Jedoch sollte sie beim nächsten Mal diese Menschlichkeit mit mehr Glaubwürdigkeit untermauern. Ein Beispiel: Troy ist eigentlich auf der Suche nach Geborgenheit und Liebe, lehnt aber letztendlich ihren Verbleib in Pauls Familie ab, obwohl sie dort auf offene Arme stösst und alles stimmt. Angst vor einem kitschigen Happy End?

Gemessen an der LP hätte ich mehr Spannung erwartet. Auch der Appell für mehr Menschlichkeit und Miteinander verhallt ungehört. Das Cover finde ich sehr passend zum Thema das Buches gewählt.