Nicht hochspannend, aber durchgehend interessant

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kimvi Avatar

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Die Journalistin Troy beobachtet, wie ein kleiner Junge von einer Fähre fällt und im eiskalten See versinkt. Ohne zu zögern springt sie ebenfalls ins Wasser. Unter Einsatz all ihrer Kräfte gelingt es ihr tatsächlich den Jungen zu retten und mit ihm das Ufer zu erreichen. Entsetzt stellt Troy fest, dass der Junge in ein Sweatshirt eingewickelt ist, bei dem die Ärmel fest verknotet sind. Jemand scheint ihn also mit voller Absicht in den See geworfen zu haben, damit er darin ertrinkt. Troy nimmt den Jungen bei sich auf und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln....


**Meine Meinung**


Das Geschehen wird in der Ich-Form, aus der Sicht der Journalistin Troy, erzählt. Man schlüpft in ihre Haut und kann so an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben. Dadurch gelingt der Einstieg in die Handlung mühelos, denn die Erzählung beginnt mit der spontanen Rettung des kleinen Paul. Man erlebt diese hautnah mit und spürt Troys Entsetzen, als ihr klar wird, dass der Junge absichtlich über Bord geworfen wurde. Die Hauptprotagonistin wirkt sehr sympathisch und lebendig. Man kann den Zwiespalt, in dem sie sich befindet, da sie unentschlossen ist, was nun mit dem Jungen geschehen soll, sehr gut nachvollziehen. Man merkt, dass er ihr schnell ans Herz wächst und dass sie alles für sein Wohlergehen tun würde. Troy ist keine Superheldin, sondern eine ganz normale Frau mit kleinen Fehlern und Schwächen. Deshalb fällt es leicht, sich in diese Protagonistin hineinzuversetzen und gemeinsam mit ihr auf Spurensuche zu gehen.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Durch die detaillierten Beschreibungen fällt es leicht, sich die Handlungsorte und die entsprechenden Personen vorzustellen. Die Charaktere werden einfühlsam beschreiben, sodass man sich mit ihnen identifizieren kann. Dadurch kann man der Erzählung mühelos folgen. Der Plot ist sehr interessant, da man unbedingt erfahren möchte, was dem kleinen Jungen zugestoßen ist. Ohne es genau zu bemerken,  gerät man in den Sog der Handlung, sodass man das Buch nur schwer aus der Hand legen mag. Im Mittelteil drängt sich der private Hintergrund der Hauptprotagonistin Troy leider etwas zu sehr ins Zentrum der Handlung. Obwohl man hilfreiche Informationen zu ihrer Person bekommt, und ihre Handlungen dadurch besser nachvollziehen kann, hemmen diese eingeflochtenen Hintergrundinformationen die aufgebaute Spannung. Überraschende Wendungen sorgen allerdings dafür, dass diese im weiteren Verlauf des Geschehens wieder zunimmt und dass die Auflösung nicht zu früh vorhersehbar ist.

Auf meiner persönlichen Bewertungsskala bekommt das Buch von mir vier von fünf Sternen. Den einen ziehe ich ab, da ich die Hochspannung, die für mich einen Thriller ausmacht, etwas vermisst habe. Facettenreiche, lebendige Charaktere, der einfühlsame Schreibstil und die durchgehend interessante Handlung konnten mich aber dennoch überzeugen.