Zum schmöckern ganz nett, aber zu langsam und nichts besonderes.

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sddsina Avatar

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Ich lese sehr viele Thriller und teilweise auch mal einen Krimi für zwischendurch, sodass ich immer auf der Suche nach neuen, spannenden Büchern bin. In der Buchhandlung ist mir dann dieses vor allem wegen dem guten Cover aufgefallen.
Nach 330 Seiten bin ich nun leider in meiner Euphorie gebremst worden. Ich habe nach einem Thriller gesucht, bekommen habe ich aber höchstens einen langsamen Krimi, der zum schmöckern an einem dunklen Sonntag einläd, mehr aber auch nicht.

Zum Inhalt: Troy sieht zufällig, wie ein kleiner Junge von einer Fähre ins Wasser geworfen wird. Kurzentschlossen rettet sie ihn und nimmt ihn auf. Sie beginnt nach der Familie zu recherchieren und stößt schnell auf einige Ungereimtheiten. Wieso ist der Junge nicht als vermisst gemeldet? Steckt vielleicht sogar die Familie selbst hinter dem Mordversuch? Um den liebgewonnen Jungen zu schützen begibt sie sich auf die Suche und gerät selbst ins Visier von skrupellosen Personen.

Dieser Krimi startet stark. Die Rettungsaktion von "Paul" nimmt den Leser sofort voll mit und wirft ihn direkt in die Geschichte. Ich war richtig begeistert zu Anfang, total euphorisch und baute dadurch recht hohe Ansprüche auf.
Gleich nach der Rettung wird es aber sehr langsam und fast schon ruhig. Mit Engelsgeduld versucht Troy Details aus Pauls Leben zu erfahren. Der Junge, der leider fast nur Französisch spricht, fängt sehr langsam an sich ihr zu öffnen. Die französischen Sätze von Paul werden hier immer frei übersetzt, sodass auch Leser ohne Französischkenntnisse (wie ich) recht problemlos folgen können.
Als Troy dann mit dem ermitteln beginnt wird die Geschichte zu einem einzigen auf und ab. Es gibt Passagen, wo man durchaus etwas Spannung finden kann, aber meistens passiert recht wenig und es sind eher Troys Gedanken, denen wir folgen sollen.

Was mich gestört hat, waren die Beschreibungen um Troys Gefühle. Teilweise ging sie mir als Charakter sehr auf die Nerven, ich möchte einfach nicht seitenlang darüber lesen, dass sie sich in eine bestimmte Person nicht verlieben kann, weil alles so kompliziert ist. Zwischendurch wurden mir ihre ganzen Problemberichte da zuviel. Es ist schon zu ertragen, aber ich konnte mich nicht richtig in sie einfinden. Für mich war sie immer nur ein Charakter in einer Geschichte, mit ihr konnte ich kaum richtig mitfiebern. Seitenlang wurde aus dem Thriller dann eher ein Roman, sodass man als Leser kaum noch wusste, was man vor sich hatte.

Der Schluss wird dann nochmal spannend und man merkt, dass die Autorin versucht hat sich ein pfiffiges Ende zu überlegen. So pfiffig ist es dann aber auch nicht, irgendwie war das alles doch schonmal da und ich hatte mit der Auflösung fast gerechnet. Das macht die Geschichte aber nicht schlecht, denn es wurde regelmäßig versucht den Leser auf die falsche Fährte zu bringen und am Ende die Überraschung erst rauszulassen. Ich schätze soviel Mühe und bin mit dem Ende daher auch weitestgehend zufrieden.
Allerdings ist die Geschichte teilweise doch stark konstruiert und wirkt daher eher unglaubwürdig. Man sollte bei dem ganzen Geschehen also besser nicht zuviel nachdenken, sonst stößt man auf einige Logikprobleme, die dann den Genuss doch stark einschränken.

Diese Geschichte war für einen Nachmittag ganz gut geeignet. Allerdings fehlte es an Spannung und besonderen Einfällen. Wichtig ist auf jeden Fall zu wissen, dass es sich hier nicht um einen Thriller handelt, sondern um einen Krimi mit vielen Romanstruckturen.
Für einmaliges Lesen war dieses Buch in Ordnung, aber da es nichts besonderes war, würde ich es nie wieder lesen und im Regal würde es dann letztlich auch nur verstauben.
Durchschnittliche Krimikost für mich!