Ein ireführender Titel

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corsicana Avatar

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Dieses Buch ist ein "Endzeitroman" und eher ein Jugendbuch, dass auch Erwachsene lesen können. Die Sprache ist recht einfach, es wird aus der Sicht einer 11 jährigen erzählt - allerdings aus der Vergangenheit, es wird also klar, dass die Welt wohl doch noch nicht untergegangen ist (?)- wenn man auch zunächst nicht weiß, wie viel Jahre später die Geschichte berichtet wird.

Der Titel "Ein Jahr voller Wunder" (im Englischen heißt es auch "Miracles") ist vollkommen irreführend - es geschehen keine Wunder sondern die Welt geht unter - oder zumindest langsam oder fast. Dies liegt nicht an Kriegen sondern an einer Verlangsamung der Erdrotation die zu weiteren Naturkatastrophen führt.



Interessant an dem Buch ist, wie die Menschen reagieren, als sich die Erdrotation verlangsamt, die Tage und Nächte immer länger werden, sich dadurch die Schwerkraft verändert, die ersten Tiere sterben, sich die Gezeiten verändern und die Pflanzen nicht mehr richtig wachsen können durch die langen Dunkel- bzw. Lichtperioden. Dies alles wird aus Sicht der von Julia erzählt, die in Kalifornien lebt. Es ist irgendwie auch ein sehr "amerikanischer" Roman. Die USA sind reich genug, um vieles zu organisieren, die Pflanzen künstlich zu beleuchten, unterirdische Wohnräume anzulegen, Häuser gegen Strahlungen zu schützen usw. usw. Der Rest der Welt wird kaum erwähnt.

Es sind dann auch die alltäglichen Probleme einer Heranwachsenden, die uns vermittelt werden. Erste Liebe, keine Freunde, Einsamkeit - alles Dinge, die auch ohne Verlangsamung schlimm genug sind. Dazu kommen Spannungen In der Umwelt, z.B. in der Ehe von Julias Eltern, in der Gesellschaft, die sich spaltet im Hinblick darauf, wie man mit den immer länger werdenden Tagen umgeht. Es wird klar, wie sehr eine klare Struktur von Uhrzeit, Hell und Dunkel den Menschen doch hilft, ihr Leben zu leben. Und wie sehr sich dies ändert, wenn die Struktur sich ändert. Die Menschen versuchen, neue Strukturen zu finden oder nach den alten Strukturen weiterzuleben.

Dies war ein interessantes Gedankenexperiment - regt zum Nachdenken an.

Wer allerdings ein hochliterarisches Buch mit vielen "Wundern" erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein. Richtig "spannend" ist das Buch auch eher nicht - spannend ist nur, dass man sich fragt, wie und wann und ob die Welt im Buch untergeht.