Ein Jahr voller Veränderungen

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mysty Avatar

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Die elfjähhrige Julia will gerade mit ihrer Freundin Hanna und ihren Eltern frühstücken, als die Medien die Bombe platzen lassen. Die Welt dreht sich langsamer und der 24-Stunden Tag ist bereits fast eine Stunde länger. Obwohl die Menschen Panik ergreift, können sie nicht vollständig begreifen, was für Auswirkungen diese Verlangsamung haben wird. Sie werden es nach und nach erfahren, denn die Welt dreht sich immer langsamer und da die Wissenschaftler keine Erklärung dafür haben, finden sie auch keine Lösung des Problems. Für Julia bedeutet diese Weltveränderung nur ein Problem von vielen, denn sie hat zusätzlich noch mit persönlichen Veränderungen zu kämpfen, sie ist in der Pubertät, verliebt sich, ihre Eltern haben Beziehungsprobleme...In diesem ersten Jahr der Verlangsamung verändert sich ihre Welt in allen Bereichen.

Karen Thompson Walker läßt ihre Geschichte aus der Sicht von Julia schildern. Dabei erzählt diese Protagonistin in leisen, eher emotionslosen Tönen über sehr ergreifende und dramatische Veränderungen in ihrem Leben. Immer wieder wird zu Beginn darauf hingewiesen, das die beteiligten Personen noch nicht abschätzen konnten, wie gravierend die Veränderungen noch werden sollten, um dann nach und nach ohne Drama immer mehr Veränderungen zu schildern. Die Personen werden aus Julias Sicht dargestellt und es gelingt so ein klares Bild der Charaktere zu zeichnen. Allerdings entsteht durch die Art der Beschreibung nicht wirklich Sympathie für die verschiedenen Personen, dennoch bekommt man einen durch Mitgefühl, Mitleiden und teilweise auch Unverständnis geprägten Zugang zu den Charakteren. Die Kapitel haben eine angenehme und übersichtliche Länge-der Text ist insgesamt gut aufgebaut, verständlich und gut zu lesen.

"Ein Jahr voller Wunder" ist eine eher deprimierende Lektüre, die mich trotzallem unterhalten hat. Es ist ein "Endzeit"-Roman, der ohne Action und Knalleffekte daher kommt und trotzdem veranschaulicht, wie dramatisch schon "kleine" Veränderungen in das Weltgefüge eingreifen. Der leise Ton, in dem Julia die Ereignis schildert unterstreicht noch diese Stimmung. Dabei haben vor allem auch die persönlichen Ereignisse Einfluß darauf, dass mir Julia immer wieder unendlich Leid tat, obwohl sie selbst scheinbar das Leid nicht wirklich wahrnimmt. Überhaupt scheinen ihre Beziehungen wenig durch Emotionen beeinflußt. Das wirkt in weiten Teilen sehr abgeklärt und deshalb auch manchmal etwas unrealistisch, gerade im Bezug auf das junge Alter der Protagonistin. Dieses hinterläßt bei mir aber auch das zum Buch passende Gefühl der Hilflosigkeit. Gut gefallen hat mir, dass die Autorin auch einen Blick hat auf mögliche Veränderungen im sozialen Gefüge, da sich die Gesellschaft in zwei verschiedene Gruppen aufspaltet. Etwas unbefriedigend-jedoch realistisch-fand ich das eher offene Ende. Insgesamt hat mich das Buch eher depressiv zurück gelassen, auch wenn das Ende des Buches (noch) nicht ganz das Ende der Welt bedeutet.

Ich glaube schon, dass das Buch alles das transportiert, was die Autorin vermitteln wollte und ich bereue nicht, dass ich das Buch gelesen habe, allerdings fehlen mir ein bißchen die Emotionen und irgendwie auch manchmal der Sinn. Und der Titel "Ein Jahr voller Wunder" ist eher unpassend gewählt, denn es handelt sich nicht nur um ein Jahr und die Ereignisse in Julias Leben würde ich auch nicht als Wunder bezeichnen, da Wunder zwar unerklärliche-jedoch meist positive- Verändungen bedeuten. Leser die gerne solche Endzeit-Romane lesen, werden dieses Buch vielleicht noch positiver bewerten als ich, ich kann jedoch nach langem Überlegen nur 3 gute Sterne geben.