Ein Jahr voller Wunder

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alea Avatar

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Ich war mir tatsächlich bis zur letzten Seite des Buches nicht sicher, ob ich es gut oder schlecht fand. Bin ich um ehrlich zu sein immer noch nicht. Es ist einfach so anders!
Schon allein die Grundidee wäre (zumindest mir) niemals in den Sinn gekommen.
Von einem Tag auf den anderen, ohne klar ersichtlichen Grund, verlangsamt sich die Erdrotation, d.h. die Tage dauern nicht mehr 24 Stunden, sondern länger. Das Schlimme ist, dass es sich hierbei um einen Prozess handelt, die Tage und Nächte also immer länger werden. Was anfänglich noch nicht allzu dramatisch ist, erreicht seinen Höhepunkt, als ein Tag mehr als 60 Stunden dauert. Da der menschliche Körper aber nicht so drastisch anpassen kann, beschließt die Regierung trotzdem bei 24 Stunden - Tagen zu bleiben. Es gibt also Tage an denen nicht eine Sekunde die Sonne scheint und sogenannte "weiße Nächte", in denen es nicht dunkel wird. Schon ein bisschen angsteinflößend!
Erzählt wird über diese Vorgänge von der elfjährigen Julia. Sie ist der Inbegriff eines normalen Mädchens, fängt gerade an zu pubertieren, steht total auf Seth Moreno, macht sich Sorgen um ihre Familie und Freunde.
Es gibt also zwei große Themenkomplexe im Buch, zum Einen die Naturkatastrophe, zum anderen Julias Weg ins Erwachsenenleben, miteinander verflochten, da die Verlangsamung sich mittel- und unmittelbar auf Julias Leben auswirkt.
Insofern also wirklich intelligent verknüpft. Die Sprache ist sehr klar und erklärend, Julia beschreibt ihre Umwelt und ihre Gefühle sehr genau, sodass auch der Leser einen guten Einblick in die Geschehnisse erhält. Allerdings finde ich persönlich die Schilderungen streckenweise auch ganz schön langatmig. Vieles hätte durchaus auch etwas verkürzter dargestellt werden können, ohne Einbußen beim Verständnis oder in seiner Eindrücklichkeit zu haben.
Ich möchte also hier nicht abschließend ein gut/weniger gut - Urteil fällen. Ich glaube, dass das Buch durchaus das Potenzial zum Polarisieren hat - vielen wird es wohl super gefallen, vielen gar nicht.
Am besten selber lesen und Meinung bilden ;)

Lieblingsstellen:
S. 39/40: "Später würde ich diese ersten Tage als den Zeitpunkt betrachten, an dem wir als Spezies feststellten, dass wir uns um die falschen Dinge gesorgt hatten: das Ozonloch, das Abschmelzen der Polkappen, Westnilfieber und Schweinegrippe und Killerbienen. Aber vermutlich ist das, wovor man Angst hat, nie das, was letztendlich eintritt. die echten Katastrophen sind immer anders - ungeahnt, unvorhergesehen, unbekannt."

S. 308: "Ich fing an, Briefe zu schicken. Jeden Tag schrieb ich einen - wochenlang. Vielleicht war es nicht die richtige Adresse. vielleicht stimmte etwas bei der Post nicht. Manchmal benötigen die traurigsten Geschichten die wenigsten Worte: Ich hörte nie wieder von Seth Moreno."