Nicht Fisch - nicht Fleisch

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cracklinrosie Avatar

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Während die 11jährige Julia mit ihren Eltern und ihrer besten Freundin am Frühstückstisch sitzt, macht in den Medien eine Horrornachricht die Runde: die Verlangsamung der Erdrotation.

Niemand weiß so recht, was dadurch für Probleme entstehen werden und auch die Wissenschaftler sind eindeutig überfordert. Julias Mutter reagiert voller Panik (bestückt Taschenlampen mit neuen Batterien, kontrolliert Lebensmittelvorräte und trinkt eindeutig zu viel Whiskey), ihr Vater hingegen sehr kontrolliert. Er geht ganz normal, sogar länger als zuvor, arbeiten (er arbeitet als Gynäkologe in einer Klinik) und beginnt zu allem Überfluss noch eine Affäre mit Sylvia, der Klavierlehrerin Julias, während Julias Mutter immer mehr unter Depressionen zu leiden hat. Julia erlebt ihre erste Verliebtheit und eine große Enttäuschung mit ihrer bisher besten Freundin - mehr möchte ich ungern von den zwischenmenschlichen Beziehungen in diesem Buch verraten.

Mit jedem Tag werden die Tage und Nächte länger. Mit jeder weiteren Verlangsamung entstehen größere Probleme - nicht nur für die Menschen, sondern hauptsächlich für Pflanzen und Tiere. Ein Handlungsstrang, den ich fast etwas anzweifeln möchte, denn die Natur hat sich bisher allen Umweltänderungen recht gut anpassen können - gut, in diesem Fall geht die Änderung ausgesprochen zügig vonstatten und entspricht einem normalen Evolutionsgeschehen. Jedenfalls fand ich schon fast blauäugig, dass ausgerechnet die Menschheit die besten Anpassungsvoraussetzungen haben soll.

Irgendwie bin ich insgesamt mit diesem Buch nicht so recht warm geworden. Dabei ist es recht flüssig und auch nicht besonders anspruchsvoll geschrieben. Ich werde mir einfach nicht klar darüber, ob es nun ein Jugendbuch ist oder eher nicht. Das Buch wird aus Sicht Julias geschildert, allerdings in einem Alter von Mitte 20, als die Tage und Nächte bereits wochenlang sind. Nur entspricht der Erzählstil eher einem pubertierenden Mädchen als einer Medizin-Studentin von Mitte 20. Das passt m. E. nicht zusammen.

Die Schilderungen der veränderten Umwelt - die mich besonders interessiert hätten - werden in diesem Buch zu Randphänomenen der eigentlichen Handlung. Die Änderungen, die in diesem Buch im Vordergrund stehen, sind eindeutig die zwischenmenschlichen. Dabei habe ich jedoch keine einzige gefunden, die es im richtigen Leben mit bekannter Erdrotation nicht auch geben würde. Auch heute gehen Väter fremd und verlassen ihre kranken Frauen oder überlegen es sich auch wieder anders, auch heute werden einst beste Freundinnen zu Fremden und nahezu immer ist die erste Verliebtheit eine kleine Katastrophe oder ein kleines Erdbeben. Auch heute gibt es Jugendliche, die nie im Mittelpunkt stehen sondern immer am Rande jeder Gemeinschaft. In diesem Sinne bietet dieses Buch wenig Neues zu anderen Wir-werden-erwachsen-Romanen.

Insgesamt hat mich das Buch enttäuscht - sowohl von der Schreibweise als auch vom Inhalt her. Nichts desto weniger war es recht unterhaltsam und zügig zu lesen (wenn man nicht zu viel Stress hat   ![Verlegen](http://www.vorablesen.de/sites/all/libraries/tinymce/jscripts/tiny_mce/plugins/emotions/img/smiley-embarassed.gif "Verlegen") ).