Und plötzlich hält die Welt den Atem an.

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
dieamara Avatar

Von

Die Grundsituation ist folgende: Eine kleine Familie sitzt in Kalifornien am Frühstückstisch und erfährt, dass die Welt sich immer weiter verlangsamt. Jeder Tag wird ein wenig länger. Innerhalb weniger Wochen ist ein Tag nicht mehr 24, sondern 40, 50, 60 Stunden lang. Der Lebensrhythmus und auch die Umwelt gerät aus den Fugen.
In dieser neuen Welt muss nun die Protagonistin und Ich-Erzählerin einen Weg in einen neuen Alltag finden. Rückblickend erzählt sie von dieser Anfangszeit der Verlangsamung, als sie 11/12 Jahre alt war und den Beginn der Pubertät durchlebt. Sie beschäftigen nämlich neben der globalen Veränderung vor allem auch ihr (sehr kümmerliches und kompliziertes) Sozialleben, die Eheprobleme ihrer Eltern und vor allem der geheimnisvolle coole Skater an der Bushaltestelle.
Auch mich hat der Titel und auch das hübsche Cover sehr irritiert. "Wunder" ist für mich ein durchgängig positiv besetztes Wort und passt nicht zu den verheerenden Veränderungen, die die Erzählerin hier beschreibt. Außerdem führte mich das "Jahr" im Titel noch mehr in die Irre, weil ich ständig davon ausging, dass sich nach einem Jahr alles wieder einrenken würde. Aber eigentlich handelt es sich bei diesem Buch um eine Form von Endzeiterzählung. Im Klappentext heißt es, dass die Menschen weiterhin lieben, streiten etc. und das lies mich hoffen, dass auch MAL etwas Positives geschehen würde. Man wartet händeringend auf etwas schönes, etwas erfreuliches, ein Wunder. Das Wunder bleibt aus und ich blieb mit einem schalen Gefühl zurück.
Das Buch ist wirklich nicht schlecht, es ist leise und nachdenklich. Es erzählt sehr einfühlsam aus dem Leben eines einsamen jungen Mädchens, das sich nach Zuneigung und Bindung sehnt. Zugleich ist es ein interessantes Gedankenexperiment, was mit uns und der Umwelt, den Tieren, der Natur passieren würde, wenn ein Tag keine 24 Stunden mehr dauern würde.
Ich habe das Gefühl, als habe die Autorin sehr ausführlich und sehr gewissenhaft recherchiert. Leider hatte ich völlig andere Erwartungen an dieses Buch und wenigstens ein kleiner Hoffnungsschimmer, ein feines Lächeln, hätten die Lektüre vielleicht etwas unterhaltsamer gestaltet. So war es manchmal etwas quälend.