Frauenpower in den 60ger Jahren

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doro-liest Avatar

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"Ein Koffer voller Schönheit" ist ein Roman über eine starke Frau, ihre Familie und die Umstände der Nachkriegszeit.
Das Cover hat mir auf den ersten Blick gut gefallen hat es doch einen gewissen Retrocharme und überzeugt mit typischen Attributen der 50ger und 60ger Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

Die Geschichte entwickelt sich dann weit vielschichtiger als es im ersten Moment den Anschein hat. Der Weg von der braven Hausfrau hin zur Avon Schönheitsberaterin die mit dem Auto Beautyprodukte vertreibt ist steinig und wird flankiert von vielen zeitspezifischen Komponenten.
Da ist es zum einen die damals geltende Rolle der Frau als Hausfrau deren Bestreben nach Unabhängigkeit von allen Seiten misstrauisch beäugt wird. Zum anderen spielen viele Kriegserfahrungen und Traumata dieser Zeit dann auch eine Rolle und Annes Mann muss sich seinen Dämonen stellen.
Gerade durch diese Aspekte bekommt der Roman einen gewissen Tiefgang. Auf der einen Seite der Kampf von Anne und ihrer Schwiegermutter für die Emanzipation und eine Selbstständigkeit der Frau und auf der anderen Seite die Bewältigung von schlimmsten Kriegsverletzungen der Seele.
Dieser Zwiespalt macht das Buch interessant und hat mich zum zügigen Lesen animiert.
Die Sprache liest sich sehr angenehm und man findet von Anfang an einen guten Zugang zum Buch. Hier ist die Erzählweise ein weiterer Punkt für diesen Roman.
Auch die Wirtschaftswunderzeit wird berücksichtigt und gibt einen weiteren Charmepunkt und wird in angenehmer Weise immer wieder eingeflochten.
Für Fans von starken Frauengeschichten mit Hang zu "historischer Literatur" ein absolut empfehlenswertes Buch und für alle anderen sicher auch ein Lesevergnügen für amüsante und nachdenkliche Stunden.