Ein letzter Job

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linus63 Avatar

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Killian ist ein Gangster, der sich zur Ruhe setzen will und den Ruf hat, alle Personen aufspüren zu können. Er ist bekannt für seine Wortgewandtheit und seine Vorliebe, seine Geschäfte gewaltlos durchzuführen. Als ihm für eine halbe Million Pfund der Job angeboten wird, Rachel, die Ex-Frau eines angesehenen Unternehmers zu finden, greift er zu, da er dieses Geld benötigt, um seine Schulden zu begleichen. Rachel ist drogenabhängig und mit ihren beiden Töchtern auf der Flucht. Sie weiß, dass sie keine Überlebenschance hat, wenn ihr Mann sie findet. Als zudem plötzlich noch ein russischer Auftragskiller auftaucht, der sowohl hinter Killian als auch Rachel her ist, beginnt eine Jagd quer durch Irland ...

Das 396 Seiten starke Buch beginnt spannend und rasant mit der Jagd auf Rachel, verliert dann jedoch drastisch an Tempo. Die Handlung plätschert anschließend vor sich hin und wird nur noch von wenigen spannenden Ereignissen unterbrochen. Hier zeigt sich, dass die Bezeichnung "Roman" bei diesem Buch angebracht ist, da der - nach den Informationen des Klappentextes - erwartete Schwerpunkt der Handlung für mich nicht auf einer atemlosen Jagd liegt. Er richtet sich mehr auf Irland, streift die Politik bzw. die nähere Vergangenheit samt ihrer Problematik durch Unruhen und geht vor allem auf die irische Mentalität, insbesondere die der fahrenden, irischen Gruppe der Pavee ein. Trotz Adrian McKintys flüssigem Schreibstil und obwohl er die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was das Geschehen lebendig werden lässt, habe ich das Buch zwischendrin mehrere Tage zur Seite gelegt. Da ich Irland bisher weder kenne, noch mich mit Land, Leuten und Mentalität befasst habe, ist das Gelesene zwar interessant, hat mich aber nicht wirklich gefesselt.

Die Protagonisten sind mit Ausnahme Killians recht farblos und keiner kommt mir wirklich nahe. Sie bedienen viele Klischees, angefangen vom russischen Auftragskiller, der hier zu seiner Skrupellosigkeit allerdings mit einer kleinen Schwäche ausgestattet wird, bis hin zur drogenabhängigen Mutter, die mitten im Geschehen den kalten Entzug schafft, um ihre Kinder zu schützen. Killian ist für mich die einzige interessante Figur, da er die mir bisher unbekannte Mentalität der Pavee anschaulich verkörpert. Sehr gut gefällt mir an ihm seine Vorliebe, schwierige Situationen gewaltfrei zu lösen, wobei ich die im Klappentext angekündigte außerordentliche Überredungskunst im aktuellen Geschehen etwas vermisst habe.

"Ein letzter Job" hat mich ein wenig enttäuscht. Zu den wirklich interessanten und anschaulichen Eindrücken der grünen Insel und ihren Bewohnern hätte ich mir eine fesselndere Handlung gewünscht. Für Irland-Begeisterte aber sicherlich ein tolles Buch!