Ein letzter Job - ein irischer Noir

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theresia626 Avatar

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Adrian McKintys Roman „Ein letzter Job“ handelt von Killian, einem 40jährigen Nordbelfaster Kleinkriminellen, der sich in der Unterwelt hochgearbeitet und viele Jahre als Geldeintreiber in New York gearbeitet hat. Anfang der 90er Jahre ist er nach einem einschneidenden Erlebnis nach Belfast zurückgekehrt. In seiner Heimat wurde er mit seinen New Yorker Erfahrungen ein gefragter Mann. Damals hatte sein Freund Michael Forsythe, der auch aus Irland stammt, seinen Auftraggeber Darkey White umgelegt. Vor einem Jahr hatte Killian beschlossen, aus dem Geschäft auszusteigen. Jetzt ruft ihn sein Manager und Ersatzvater Sean Byrne an und bietet ihm einen ausgesprochen lukrativen Job an. Dieser Auftrag könnte es Killian ermöglichen, sich von seinen hohen Schulden zu befreien, denn durch die Wirtschaftskrise hatten seine zwei Luxuswohnungen in Belfast rapide an Wert verloren, und er könnte sein Architekturstudium fortsetzen, sich zur Ruhe setzen und endlich ein bürgerliches Leben führen. Da kommt ihm der letzte Job gerade recht.

Für eine halbe Million Pfund soll Michael die Ex-Frau Rachel und die zwei Kinder des irischen Millionärs Richard Coulter, der eine Baufirma und Fluggesellschaft betreibt und Kontakte zu den höchsten politischen Kreisen besitzt, finden und zu ihm nach Hause bringen. Seit über fünf Wochen ist Rachel, die Drogenprobleme hat, inzwischen untergetaucht und durch Coulters eigene Privatdetektive nicht aufzuspüren. Nach reiflichen Überlegungen und weil das viele Geld verlockend ist, nimmt Killian den Auftrag an. Da er aber ein Mann der Diplomatie geworden ist und darauf verzichtet, den Leuten die Kniescheibe wegzuschießen, heuert Coulters Anwalt und Ausputzer Tom Eichel noch den gewalttätigen russischen Profikiller Markow an. Coulter will nun nicht mehr, dass seine Ex-Frau nur gefunden wird, sie muß sterben, weil sie etwas besitzt, das ihn zerstören und den einflußreichen Leuten schaden kann, von deren Wohlwollen er als Geschäftsmann lange profitiert hat. Michael erkennt bald, dass mehr hinter der Sache steckt und dass die halbe Million Pfund kein leicht verdientes Geld ist. Er wird vom Jäger zum Gejagten. Als er Rachel und die Mädchen aufspürt, findet er Gefallen an ihnen, und er ist bereit, alles zu tun, damit sie Markow nicht in die Hände fallen.

„Ein letzter Job“ von Adrian McKinty ist streckenweise ein sehr rasanter und intelligenter Thriller mit vielen Hintergrundinformationen über die politische Situation in Irland in den 90er Jahren. Seine Figuren sind sehr gut gezeichnet und es gibt interessante Dialoge. Ein weiteres wichtiges Thema des Romans ist das Leben der Pavee oder Tinker, eine nomadisch ethnisch-soziokulturelle Gruppe, der auch Michael gehört. Ursprünglich waren die Pavee Wanderarbeiter oder Pferdehändler. Sie leben in ihrer eigenen Kultur, nach ihrem eigenen Ehrenkodex und sind eine verschworene Gemeinschaft. „Dem Ehrenkodex der Pavee zufolge erhält ein Leben einen Sinn durch den Erzählstrang, den jeder Erzähler sich selbst innerhalb der Geschichte zuweist.“ (S. 194) Noch ist der Roman ein Standalone. Wird es eine Fortsetzung geben? Empfehlenswerte Lektüre über Irland und die Iren.