Anfangs nicht immer glaubhaft, aber sehr unterhaltsam

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kraberg Avatar

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Margarete ist Dienstmädchen bei der Berliner Familie Huber. Abgesehen davon, dass ihr Arbeitstag täglich sehr lang ist und das Familienoberhaupt ein hochrangiger SS-Offizier ist, schwebt sie als Jüdin in diesem Umfeld täglich in Lebensgefahr. Nur ein Wink ihres Dienstherrn und auch sie wird, wie bereits der Rest ihrer Familie deportiert. Aber dann setzt ein Bombentreffer die Villa der Familie Huber in Schutt und Asche. Die Hubers werden dabei getötet. Selbst die 20jährige Tochter Annegret, unter deren Schikanen und Drangsalierungen Margarete besonders zu leiden hatte, stirbt unter den Trümmern. Doch bei Margaretes Flucht aus der Ruine entdeckt sie Annegrets Kennkarte, ein wilder Plan wächst in ihrem Kopf….
Es beginnt ein für den Leser sehr unterhaltsames Versteckspiel. Nicht alles habe ich der Autorin so wie geschildert abgenommen. Dafür war das anfängliche Versteckspiel zu planlos. Unterhaltsam und kurzweilig fand ich es trotzdem. Einfach, weil es der Autorin ganz wunderbar gelingt die Entwicklung der Beziehung zwischen Wilhelm und Margarete so überzeugend darzustellen. Wilhelm, der für mich trotz seiner Verblendung durch die Nazi-Ideologie, die interessanteste Figur im Roman war, steckt in einer Zwickmühle steckt. Er braucht eine lebendige Schwester, um an Geld zu kommen. Aber wie soll er Margarete als seine Schwester ausgeben und sie dann auch noch verheiraten? Außerdem kann Margarete gar keine Jüdin sein, so einfühlsam, intelligent und hübsch wie sie ist. In Wilhelm wachsen langsam Zweifel. Das hat die Autorin wunderbar herausgearbeitet. Ist er anfangs nur auf ein geruhsames Leben mit vielen Annehmlichkeiten und Ausschweifungen fixiert, geht ihm Margarete und ihr Schicksal nicht mehr aus dem Kopf. Er kann nicht einmal mehr den Beischlaf williger Tänzerinnen genießen. Immer mehr quält ihn das schlechte Gewissen. Er ist innerlich zerrissen und auf Margarete fixiert und fällt schlussendlich eine gravierende Entscheidung. Für mich war dieser Roman Lesevergnügen pur. Darum gibt’s von mir eine 100%ige Leseempfehlung und 4 Lese-Sterne.