Eine Prise Hoffnung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
matheelfe Avatar

Von

„...In den Fingerspitzen fühlte sie noch das Ausweispapier und ihr war klar, dass dies ihre Chance war, zu überleben...“

Margarete Rosenbaum, eine junge Jüdin, ist als Dienstmädchen bei SS – Standartenführer Wolfgang Huber angestellt. Nach einem Bombenangriff in Berlin stirbt sowohl Wolfgang Huber als auch seine Frau und seine Tochter Annegret. Nur Margarete überlebt. Sie nimmt die Kennkarte von Annegret an sich.
Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben. Wie weit geht man, um zu überleben? Diese Frage ist der Kern des Geschehens.
Der Schriftstil passt zum Genre. Er bringt sowohl die Todesangst von Margarete, als auch die Kälte der Herrschenden und ihre Menschenverachtung auf den Punkt.
Am Anfang wird das Geschehen abwechselnd aus der Perspektive von Margarete und von Reiner und Wilhelm Huber erzählt. Beide Brüder von Annegret sind ebenfalls bei der SS, aber sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Reiner geht in seiner Arbeit auf. Auch im Privatleben formt er die Menschen nach seinem Bilde. Er strebt nach Höherem. Allerdings nimmt er sich selbst Freiheiten heraus, die er anderen nie gestatten würde.
Wilhelm wäre lieber Kunsthistoriker geworden. Doch er hat sich dem Willen seines Vaters gebeugt. In Paris allerdings lebt er relativ frei und unbekümmert. Er genießt die schönen Seiten des Lebens. Ehrgeiz ist ihm fremd.
Margarete geht als Annegret nach Leipzig und lebt bei einer Verwandten. Mit dem neuen Ausweis erhält sie eine Stelle in der Bibliothek. Dort hat sie die Aufgabe, neu angekommene Bücher einzusortieren und sekretierte zu vermerken.
Es ist ein Tanz auf dem Drahtseil, denn die Brüder glauben, dass Annegret noch lebt. Deshalb muss sie auch Leipzig verlassen und geht nach Frankreich.
Die Geschichte ist fesselnd geschrieben. Für mich ist neben Margarete Wilhelm eine der interessantesten Figuren des Buches. Der junge Mann hat eigentlich mit Politik nichts am Hut. Er wurde aber von seinem Vater nach den Regeln des Nationalsozialismus erzogen und hat deren Meinung verinnerlicht. Erst nach und nach begreift er, dass das Leben nicht nur Schwarz und Weiß ist. Trotzdem ist er der Meinung, dass die Franzosen ihren Besatzern dankbar sein sollten, denn die wollten nur ihr Bestes. Das sehen die Widerstandskämpfer naturgemäß anders. Seine inneren Kämpfe werden sehr gut wiedergegeben.
Auch Margarete bekommt mitgeteilt, dass ihr Überleben auf dem Wohlwollen anderer beruht. Und die stellen Forderungen.

„...Langsam beruhigte sich ihre Wut, und sie erkannte, dass ihre eigene Freiheit und Sicherheit ihren Preis hatte...“

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.