Wenn Hoffnung das einzige ist, was Du noch besitzt - ein ganz besonderes Buch, was unter die Haut geht

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
märchens bücherwelt Avatar

Von

"War das Leben eines Menschen mehr wert als das eines anderen? Und wer entschied, welcher Mensch leben durfte?" (Buchzitat)

Dieses Buch hat mich tief berührt und mir wirklich Gänsehaut verschafft. Ich tue mich eigentlich immer schwer, Bücher aus dieser Zeit zu lesen, aber dank einer Leseprobe war ich so berührt, dass ich gerne weiterlesen wollte und ich bin sehr überrascht, auch wenn ich immer wieder mit den Tränen gekämpft habe.
Dieses Buch geht so unter die Haut, weil die Geschichte so realistisch wiedergegeben wird, als wenn man als Leser tatsächlich in diese Zeit versetzt wurde.
Das jüdische Dienstmädchen Margarete Rosenbaum, die einzige Überlebende nach einem Bombenangriff auf das Haus eines hochrangigen Nazi, wird für seine Tochter gehalten. Ums Überleben kämpfend, während um sie herum immer mehr Juden angegriffen und sogar deportiert werden, nimmt sie die Identität der Tochter Annegret Huber an. Als ausgerechnet Annegrets Bruder Wilhelm, ein SS-Oberscharführer in Paris auf sie trifft, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit und stets die Frage: Kann man dem anderen trauen? Beide haben das Leben des anderen in der Hand und genau das bringt so unglaublich viel Spannung mit sich.
Man ist einerseits schockiert über die brutale Grausamkeit und dem Vorgehen der NS-Leute, doch gleichzeitig fand ich die Intensität dieser Geschichte unglaublich fesselnd. Man hasst, man liebt, man weint und hofft, und immer ist da dieser Funken Hoffnung, den man auch ganz besonders bei Margarete auf so süße und sympathische Weise verspürt. Immer zwischen den Fronten, immer in Angst entdeckt zu werden, ist sie doch so mutig und versucht, sich selbst treu zu bleiben und ums überleben zu kämpfen.
Eine beeindruckende Frau, in einer Welt voller Vorurteile und Rassismus, die auf einen Menschen trifft, die beide ihre Gefühle niemals zeigen dürfen, weil es für sie der Untergang sein wird.

Ich fand es faszinierend, wie die Charaktere dargestellt wurden, denn obwohl es zwei Fronten gibt, wo eigentlich klar ist, wen man mag und wen nicht, so gibt es doch einige, die man trotz ihrer Stellung schon irgendwie mag, weil man weiß, da steckt mehr dahinter und ganz tief im Inneren ticken sie eigentlich anders oder sind einfach nur verblendet. Auch Margaretes Kampf, sich mit der Rolle der neuen Identität abzufinden und diese zu übernehmen ist klasse umschrieben. Eben weil sie etwas schauspielern muss, was sie zutiefst ablehnt, es letztendlich aber bedeutet, überleben zu können. Das hat die Autorin wirklich großartig und sehr bildhaft dargestellt.

Das Cover und der Titel sind für mich sehr ausdrucksstark, weil man einerseits den Eindruck einer schweren, düsteren Zeit vermittelt kriegt, doch die Art und Haltung der Frau signalisiert, dass sie bereit ist, die Hoffnung nie aufzugeben.

Es ist ein besonderes, unvergessliches und erschütterndes Buch und so sehr man diese Zeitepoche auch hasst, aber all das zu lesen, hilft einem, solche schrecklichen Taten und solch ein Denken nie wieder aufkommen zu lassen und selbst darüber nachzudenken, wie man anderen gegenüber eingestellt ist und mit ihnen umgeht. Ein sehr nachdenklich stimmender Roman, herzzerreißend, eindrucksvoll und authentisch - über den man noch lange nachdenkt und als Warnzeichen sehen sollte. Großartige Leistung - für mich ein besonderes Buchhighlight.