Alle lieben Ove

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
skaramel Avatar

Von

Ove ist ein rechtschaffender, hart arbeitender Mann, der jeden Morgen in seiner Wohnsiedlung seine Inspektionsrunde dreht und dabei überprüft, ob alles beim Rechten ist. Denn eigentlich dürfen hier keine Autos parken, die Fahrräder sollten im Schuppen sein und die Hunde haben gefälligst ihr Geschäft woanders zu verrichten. Trotzdem steht jeden Morgen das Fahrrad des Nachbarsjungen direkt unter dem passenden Verbotsschild und ein unbekanntes Auto parkt in der verkehrsberuhigten Zone. Aber dafür ist ja Ove da – um für Recht und Ordnung zu sorgen!

"Ove verstand etwas von Dingen, die er sehen und in die Hand nehmen konnte. Beton und Zement. Glas und Stahl. Werkzeug. Dinge, die man berechnen konnte. Er konnte mit rechten Winkeln und klaren Gebrauchsanweisungen umgehen. Mit Bauplänen und Zeichnungen. Mit Dingen, die man auf Papier aufzeichnen konnte."

Doch dann kommt, wie immer, alles anders, als man denkt. Ove wird unfreiwillig in die Rente geschickt und hat jetzt viel Zeit. Doch, wenn die Küche geputzt ist und die störrischen Nachbarn zu Recht gewiesen sind – was kommt dann? Der Tod. Seit Oves Frau verstorben ist und er nun seit Rentner ist, will Ove sich gerne umbringen um schneller wieder bei seiner Frau zu sein. Denn jeden Tag, den er sie nicht an ihrer Seite habe, sei ein verlorener Tag. Doch irgendwie scheint das Schicksal andere Pläne mit Ove zu haben, als seine Selbstmordversuche gelingen zu lassen: Zunächst wäre da diese komische Katze, die auf einmal nicht mehr von seiner Seite weichen will, dabei hasst er Katzen. Und dann zieht noch zum allergrößten Übel eine neue Familie ins Nachbarhaus ein und beschädigt direkt beim Einparken (wir erinnern uns – keine Autos im Wohngebiet!) Oves Briefkasten. Ove ist natürlich außer sich vor Wut, aber die kleine Familie sieht es gar nicht ein auf die Streitigkeiten mit ihrem griesgrämigen Nachbarn einzugehen. Die haben nämlich andere Vorstellungen von einer netten und liebevollen Nachbarschaft.

"Die Katze sah nicht aus, als würde sie begreifen. Aber unter der Annahme, dass der Clown genauso nervig […] gewesen war, schien die Katze Ove nicht zu verurteilen, weil er zugeschlagen hatte."

Ein Mann namens Ove ist Fredrik Backmans Erstlingswerk und setzt damit direkt ein Zeichen: Ich kann schreiben, ich bin witzig und ihr wollt mehr! Ja, das will ich! Das Buch ist unglaublich witzig geschrieben, aber nicht auf die Tommy Jaud-Art, sondern zum Schmunzeln und herzlich lachen. Es ist teils ein sehr schwarzer Humor, den Backman einem serviert, aber er mischt ihn mit den magischen, fast poetischen Momenten, so dass das ganze Werk nicht eine Sekunde aufgesetzt wirkt und fade Stellen enthält.

"Er war ein Mann aus Schwarz und Weiß.
Und sie war Farbe. All seine Farbe."

Natürlich ist Ove nicht der Typ Mensch, den wir ab Seite eins ins Herz schließen werden. Er kann keine Tiere leiden, Menschen sind im befremdlich und er ist eben ein ziemlich großer Klugscheißer. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und sagt immer das, was er denkt. Er feilscht um jede Krone und ist niemand mit dem man eine Diskussion führen würde. Natürlich steckt aber viel mehr hinter der störrischen und mürrischen Fassade. Backman führt uns nicht nur durch das chaotische gegenwärtige Leben von Ove, sondern führt immer wieder zurück in die Kindheit, die Jugend und die Zeit als er seine Frau kennen lernte. Man fiebert, leidet und liebt mit, weil man Ove beginnt zu verstehen.

Dieses Buch kann ich jedem ans Herz legen, der gerne Mal etwas lesen möchte, das zum einen humorvoll, aber zum anderen auch stilsicher geschrieben ist. Das Buch ist ein wundervolles Ganzes, das so einzigartig ist, wie seine Hauptfigur – Ove.