Bittersüß - und ich hab geheult wie ein Schlosshund!

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kindder80er Avatar

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Ove ist 59 und DER Misanthrop vor dem Herrn! Einer, der Parksünder im Viertel aufschreibt und alles in schönster Ordnung haben will. Einen Nachbarn, den man noch nicht mal geschenkt haben möchte und ihn doch so oder so ähnlich schon einmal hatte. Er ist jemand, mit dem man nicht viel zu tun haben will und bei dem man das Gefühl hat, derjenige wäre genauso froh darüber.
Man merkt allerdings schon recht schnell, dass das Ganze nicht ganz so einfach gestrickt ist. Hinter Oves Fassade mit zig Ritualen und Prinzipien steckt ein einsamer Mensch, dessen Frau vor einigen Monaten gestorben ist und ihm vor kurzem auch noch nahegelegt wurde, nun in Rente zu gehen. Dadurch gänzlich der gewohnten Tagesstruktur beraubt, treten seine "Rituale", wie der alltägliche Rundgang durch sein Viertel, nun extrem in den Vordergrund, nur um noch irgendetwas von seinem alten Leben in diesen bröckligen Alltag zu retten.
Neuen Sachen, wie der immer wieder auftauchenden Katze und den neuen Nachbarn tritt Ove (um es milde auszudrücken) "skeptisch" gegenüber. Er stößt alles von sich, will einfach nur in Ruhe gelassen werden und das hat auch seinen Grund – er will seiner Sonja folgen und sich das Leben nehmen. Immer wieder kommt aber etwas dazwischen oder besser gesagt: jemand. Vorzugsweise die Katze oder seine neue, resolute Nachbarin. Es ist zum Mäusemelken!
Tatsächlich sind die Situationen aberwitzig und urkomisch, wenn Parvaneh oder die Katze mit Ove in Berührung kommen! Ich musste oft laut auflachen!
Gleichzeitig erfährt man in Rückblenden Stück für Stück mehr aus dem Leben von Ove und wie er zu dem wurde, der er jetzt ist. Er war noch nie ein Mann großer Worte oder ein Ausbund an Fröhlichkeit, aber all das, was ihm passiert ist, war oft ungerecht und grausam, aber er hat immer weitergemacht, er hat alles gut gemacht…
Das rührt einen schon oft zu Tränen, aber ein Mann wie Ove will kein Mitleid! Ove nicht! Ove will nur in Ruhe gelassen werden!
Kapitel um Kapitel wird die harte Schale aber minimalst aufgebrochen. Schritt für Schritt wendet sich Ove wieder seiner Umwelt zu – zugegeben auf seine ganz eigene Art und Weise, aber Ove wächst einem ans Herz!
Nach Irrungen und Wirrungen und kleinen Tränchen der Rührung, die sich mit Lachtränen abwechselten, habe ich am Ende des Buches geheult wie ein Schlosshund! Ich weiß wirklich nicht, wann ich bei einem Buch mal SO geweint hätte! Wahnsinn! Es war aber ein „gutes“ Weinen, kein Mitleidsweinen. Das Buch hinterlässt bei mir ein sehr, sehr schönes Gefühl und ehrlich gesagt möchte ich nun gerne einen Nachbarn wie Ove! ;-)