Ein Mann namens Ove und eine Familie mit einem einzigartigen Leseerlebnis

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
mrs-lucky Avatar

Von

Bislang dachte ich „Ich und die Menschen“ von Matt Haig wäre meine Buchentdeckung des Jahres, „Ein Mann Namens Ove“ hat diesem jedoch den Rang abgelaufen.

Ove ist 59 Jahre alt, vor sechs Monaten ist seine Frau gestorben und gerade wurde ihm der Job gekündigt. Jetzt sieht Ove keinen Sinn mehr in seinem Leben und will diesem ein Ende setzen, doch da kommen ihm die neu eingezogenen Nachbarn in die Quere. Ove ist ein eigensinniger Mensch, in einigen Punkten hat er etwas autistisches an sich, zum Beispiel in seinem Hang zur Regelmäßigkeit, seinem Kontrollzwang oder seiner Vorliebe für Zahlen. Diplomatie ist keine von Oves herausragenden Eigenschaften, wodurch er seine Mitmenschen oft vor den Kopf stößt. In seinen direkten und bildhaften Beschreibungen der Ereignisse und seiner Gedanken kommt es zu vielen komischen Momenten und Situationen. Es gibt einige Stellen, an denen ich herzhaft auflachen musste und die ich anschließend meiner Familie vorlesen musste. Ab dem 10.Kapitel haben mein Mann und ich schließlich abwechselnd aus dem Buch vorgelesen, da auch unsere Kinder wissen wollten, wie es mit Ove und seiner Geschichte weiter geht. 

Einerseits ist Ove ein unbequemer Zeitgenosse, andererseits wird in Rückblenden auf sein Leben deutlich, was er alles erleben musste, um so zu werden, wie er ist. Insbesondere die bedingungslose Liebe zu seiner Frau Sonja rührt immer wieder zu Tränen.

Es ist nicht nur diese Mischung aus komischen und  anrührenden Szenen, die das Buch zu etwas besonderem macht. Die Geschichte wird aus Oves Sicht erzählt, der zwar kein großer Freund von Worten ist, dabei aber mit wenigen treffenden Begriffen die Szenen beschreibt. Oves direkte Denkart spiegelt sich in der schlichten Wortwahl, die es genau auf den Punkt bringt und den Nerv des Lesers trifft. Dabei entstehen so plastische Aussagen wie:“ Ihre Stimme bricht wie getrocknetes Zeitungspapier, als sie den Namen ihres Mannes ausspricht.“ oder „Ove gab als Antwort einen Laut von sich, der sich ungefähr so anhörte wie eine Badewanne, die über einen Fliesenboden gezogen wurde.“

 

Oves Schicksal hat unsere ganze Familie in seinen Bann gezogen und ein paar Tage lang für Gesprächsstoff gesorgt. Dazu mag beigetragen haben, dass wir das Buch während eines Urlaubs in Schweden gelesen haben, es wird auf jeden Fall zu den Büchern gehören, die ich nicht das letzte Mal gelesen habe.