Humorvoll, tiefgründig und sehr schön

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aoibheann Avatar

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Ove ist 59 Jahre alt, seit kurzer Zeit verwitwet und hat es gerne, wenn alles um ihn herum seine Ordnung hat. Ob es dabei um das reinliche Innenleben seines Autos geht oder die Einhaltung von selbst gestalteten Verbotsschildern - Ordnung muss sein!
Das er damit den Mitmenschen in seiner direkten Umgebung gehörig auf die Nerven geht, nimmt Ove dabei gar nicht wahr. Dabei ist Ove nach dem Tod seiner Frau Sonja vor allem eines: einsam. Denn wie soll man leben, werden die einzige Person, die einen rückhaltlos liebt, nicht mehr da ist? So beschließt er das einzig Vernünftige zu tun, den Freitod zu wählen. Aber offenbar gibt es eine höhere Macht die noch andere Pläne mit Ove hat, denn seine Selbstmordpläne werden immer wieder von anderen Leuten vereitelt.
Bei den häufigen Besuchen an Sonjas Grab erzählt Ove ihr die täglichen Ereignisse, lässt seinen Frust, seine Besorgnisse raus und stellt sich vor was sie zu manchen Sachen gesagt hätte. Ach was, eigentlich weiß er genau, was sie zu der Katze gesagt hätte. Oder zu den neuen Nachbarn. Und so verschiebt sich Oves Suizid immer ein Stückchen mehr. Und ehe er sich dessen überhaupt bewusst wird, kehrt er ins Leben zurück, wird ein Teil einer Gemeinschaft. Und das vielleicht auch zum ersten Mal in seinem Leben.

"Ein Mann namens Ove" hat mir ausgesprochen gut gefallen, viel besser, als ich zunächst selbst angenommen habe. Zuerst fand ich die Kapitelüberschriften etwas merkwürdig, ebenso wie den Schreibstil insgesamt. Mit der Zeit empfand ich diese beiden Punkte aber nicht mehr als störend, im Gegenteil, für mich waren sie stimmig zu Oves gesamter Figur.

Ich kann gar nicht genau beschreiben, was mir in dem Buch so gefallen hat. Der Wechsel zwischen dem mürrischen Rentner und dem liebevoll besorgten jungen Mann? Oder doch eher der weiche Kern, der immer wieder unter Oves harter Schale zum Vorschein kommt? Es ist wohl eine Mischung aus vielen Situationen innerhalb der Geschichte, die diese und den mürrischen Mann mir nicht nur sympathisch sondern sogar regelrecht liebenswert macht.

Ich mag es, wenn eine Geschichte ein Ende hat, bei dem ich selbst eine Art "Wohlfühlgefühl" habe. Im Epilog zu lesen, wie sich das Leben der Beteiligten durch ihre Bekanntschaft mit Ove geändert hat, hat mich auf eine ganz eigene Art berührt. Das sich letztlich sogar der Kreis schließt und am Ende die iPad Geschichte vom Anfang nochmals aufgegriffen wurde, hat mir sehr gut gefallen und tatsächlich ein "Ach Ove!" entlockt.

Dennoch würde ich das Buch nicht unbedingt wie beworben als "brüllend komisch" bezeichnen wollen, auch wenn ich an vielen Stellen schmunzeln musste. Fragt man sich zu Beginn noch oft, was diesem Mann passiert sein muss, um ihn zu der Figur zu machen, die letztlich dargestellt wird, so entpuppt sich Oves Geschichte für mich viel eher als Tragik(komödie), denn viele Handlungen resultieren aus seiner Einsamkeit. Und darüber kann ich persönlich nur bedingt lachen.