Lebensmüde

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buecherfan.wit Avatar

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Ove ist 59 Jahre alt, seit einigen Monaten Witwer und neuerdings in den Vorruhestand abgeschoben. Seit seine geliebte Frau Sonja gestorben ist, hat er jeden Lebenswillen verloren. Ein griesgrämiger Pedant war er immer schon, aber nun sieht er keinen Sinn mehr in seinen täglichen Kontrollgängen durch die Siedlung, bei denen er Falschparker aufschreibt und kontrolliert, ob die Bewohner ihren Müll korrekt trennen. Der größte Regelverstoß ist allerdings das Befahren der Siedlung mit dem Auto. Ove legt sich mit jedem an, gern auch mit den Behörden. Ordnung muss schließlich sein, eine strikt eingehaltene tägliche Routine auch, aber was soll ein eigenbrötlerischer einsamer Mann noch tun, wenn die Routine auf die radikalste nur denkbare Weise durchbrochen wird: den Verlust des Liebsten, das er auf der Welt hatte? Also beschließt er, sein Leben zu beenden und kündigt Sonja in der täglichen Zwiesprache am Grab an, dass er bald kommen wird.
Abwechselnd wird in ausführlichen Rückblenden von einem allwissenden Erzähler aus Oves Perspektive die Geschichte seines Lebens im Wechsel mit diversen Versuchen, Selbstmord zu begehen erzählt. Ove wählt verschiedene Todesarten, aber jedes Mal wird er im letzten Moment an der Ausführung gehindert, meist von der neuen Nachbarin Parvaneh, die sehr nachdrücklich seine Hilfe einfordert. Sie ist mit ihrem trotteligen Ehemann Patrick und den beiden Töchtern in das Nachbarhaus gezogen. Ihre erste Begegnung lässt sich nicht gut an. Bei dem Versuch, seinen japanischen Wagen mit Anhänger rückwärts einzuparken, ist Patrick an der Wand entlang geschrammt, bei einem weiteren Versuch demoliert er den Briefkasten, aber man kommt sich allmählich näher. Immer wieder muss Ove anderen helfen, sogar einer streunenden, fast erfrorenen Katze, die beschließt, bei ihm zu leben.
Es kommt, wie es kommen muss. Parvaneh führt Ove allmählich ins Leben zurück, lässt das Raubein seine menschliche, mitfühlende Seite entdecken. Im Zuge dieser Entwicklung wachsen die Menschen der Siedlung zu einer Gemeinschaft zusammen, in der man sich hilft, wenn Not am Mann ist.
Die Geschichte ist sehr berührend, aber auch ungeheuer witzig erzählt, was man nicht erwarten würde, denn Verlust, Trauer und Selbstmord sind so lustige Themen nun auch wieder nicht. Der Autor schreibt nicht nur die Geschichte einer großen Liebe, sondern zeigt auch, dass nur die Hinwendung zum Mitmenschen uns vor Einsamkeit und Verzweiflung rettet. Ein sehr schöner Roman, in dem es vor allem in der zweiten Hälfte gewaltig menschelt.