Ove - ‚der Roman‘ des Jahres 2014

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brenda_wolf Avatar

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Ove ist ein Pedant der schlimmsten Sorte, sein Leben läuft in geordneten Bahnen, nach unumstößlichen Regeln. Er ist ein Kontrollfreak und Prinzipienreiter, der darauf pocht: “Recht muss Recht bleiben.“ Missmutig stapft er durchs Leben und ist stets darauf gefasst von einer unfähigen Umwelt enttäuscht zu werden. An seinen Mitmenschen liegt ihm nichts, sie sind ihm eher lästig, die meisten hält er ohnehin für Trottel. Die Freundin seines Nachbarn nennt er ‚das blonde Schaf‘. An einem Dienstag wird Ove mit 59 Jahren, ohne Vorwarnung, von heute auf morgen, aus seinem Job freigestellt ‚die Firma will die ältere Generation langsam ‚auslaufen lassen‘ und Stellen abbauen. Ove hält nun nichts mehr am Leben. Seine Frau ist vor einem halben Jahr gestorben. Ove plant seiner geliebten Sonja schnellstens zu folgen.

Wenn da nicht die neuen Nachbarn wären, die gerade eben ins unmittelbare Nachbarhaus einziehen. Die Frau, eine Ausländerin, schwanger, mit zwei kleinen Mädchen und einem baumlangen blonden Ehemann. Ove steht Menschen über 1,85 ohnehin skeptisch gegenüber, das Blut schafft es bei denen nicht ins Gehirn (Originalton Ove), und seine Auffassung findet auch noch Bestätigung, der Typ stellt sich beim Rückwärtsfahren mit seinem Anhänger so dusslig anstellt, das er Ove Briefkasten schrottet.

Frederick Backmanns Debütroman: „Ein Mann namens Ove“ ist für mich ‚der Roman‘ des Jahres 2014. Ich habe das Buch von der ersten bis zur letzten Zeile genossen und diesen, auf den ersten Blick recht unsympathischen Zeitgenossen, lieb gewonnen. In dem Buch stehen so viele Weisheiten, die man sich auf der Zunge zergehen lassen sollte. Der Schreibstil ist humorvoll und leicht lesbar und dennoch schreibt der Autor niemals seicht, sondern immer mit viel Tiefe. Die Charaktere sind alle sehr liebevoll gezeichnet, man kann sie jede einzelne Person tatsächlich vorstellen. Die Protagonisten werden zu Menschen aus Fleisch und Blut, ja, sie werden zu Nachbarn. Herrlich, wie sich auch diese Katze in Oves Leben einschleicht, und das, obwohl er Katzen gar nicht mag.

Unser Hauptprotagonist ist ein Mensch mit einem großen Herzen. Das hat der Arzt ihm gesagt und ein großes Herz hat er auch bildlich gesprochen. Obwohl sich dies seinen Mitmenschen nicht sofort erschließt, denn Ove ist nach außen hin eher stachlig, aber wer sich die Mühe macht und ihn näher kennenlernt, wie z.B. seine neue Nachbarin Parvaneh, der weiß um diesen Schatz. Ove ist Ove. Als sein Vater starb, er war erst 16 Jahre, als seine Mutter starb war er erst 7, da verlor er sein Lachen. Erst mit Sonja kam das Lachen wieder in sein Leben. Wenn Sonja kicherte, klang es so, wie Ove sich kichernde Champagnerbläschen vorstellte. Sonja, die ihn so zu nehmen wusste wie er war, war seine große und einzige Liebe. Er fand, er habe nicht gelebt, bevor sie in sein Leben kam. Und als sie es verließ, war es wieder dasselbe.

Der Leser erfährt in Rückblenden wie Ove zu dem Menschen wurde, der er war. Oves Leben war nicht immer leicht, doch mit Sonja kam Farbe in sein Leben. Sonja nannte ihn einmal im Scherz, den unflexibelsten Mann der Welt. Und doch führten die beiden eine wunderbare Ehe. Die Liebe zwischen den beiden hat mich sehr berührt.

Owes Grundeinstellung war: „Der, der nicht so viel schwätzt, redet auch nur selten Mist.“ Und danach halte ich mich jetzt.

Fazit: Unbedingt Lesen.