Leichenentsorgung im Lockdown
„Endlich frei". So fühlt sich die Ich-Erzählerin Sally aus Alexia Casales Roman „Ein Mann zum Vergraben", nachdem sie besagten gewalttätigen Mann aus Notwehr mit der gusseisernen Bratpfanne ihrer verstorbenen Großmutter erschlagen hat. Der Titel klingt nach Klamauk. Weit gefehlt. Meistens jedenfalls.
Der Roman ist in 65 Kapitel unterteilt. Schon in den ersten Kapiteln wird deutlich, wie sehr diese von Gewalt geprägte Ehe die Persönlichkeit der Protagonistin geformt hat: Einsam, überfordert und resigniert spricht sie mit Topfpflanzen, sucht Trost bei Kuchen und gibt sich die Schuld für alles, was passiert ist. Sich selbst anzuzeigen, kommt nach reiflicher Überlegung nicht infrage. Zu sehr liegen ihr ihre erwachsenen Kinder am Herz und die Angst davor, dass dann ans Licht käme, was sie für sich behalten möchte, nämlich was für ein Mensch deren Vater tatsächlich war.
In ihrem Bemühen, eine Lösung zu finden, schließt sich Sally dann mit drei weiteren Frauen zusammen, die das gleiche Problem haben: Die Leichen ihrer versehentlich oder absichtlich aus einer Notlage heraus getöteten Männer liegen herum und verwesen allmählich. Sie freunden sich an und versuchen gemeinsam, eine Strategie der Entsorgung dieser Leichen zu entwickeln, geben einander aber auch Halt. In diesem Mittelteil ist die Geschichte etwas langatmig: Ich habe mich beim Lesen häufiger mal dabei erwischt, wie ich gehofft habe, dass die drei endlich eine Lösung finden. Und überhaupt: Wieso so viele Frauen mit einem ähnlichen Problem? Die sich dann auch noch zufällig begegnen bzw. einander wiederfinden? Auch wenn die Autorin im Nachwort ausführlich über die Dimension von Gewalt von Männern gegenüber Frauen eingeht, ist das in dieser Geschichte einfach zu viel. Etwas mehr Straffung im Mittelteil und weniger Frauen mit einer Leiche zuhause hätten der Geschichte gutgetan.
Spannender wird es dann allerdings in den letzten Kapiteln, als die Frauen dann endlich eine raffinierte Lösung ersonnen haben und diese auch mit vollem Körpereinsatz durchziehen. Das ist aufregend, obwohl man natürlich ahnt, dass alles gut ausgehen wird. Überhaupt ist Einiges vorhersehbar, wie z. B. die Rolle der Nachbarin Edwina, deren dunkles Geheimnis erfahrene Leser*innen schon früh erahnen können.
Die Geschichte ist eingebunden in den Lockdown der Pandemie: Ohne Kontaktverbot, Corona-Quarantäne, Maskenpflicht und Abstand halten usw. hätte die Geschichte gar nicht funktioniert. Das ist ein interessanter Kniff.
Dass aus geteiltem Leid in einer Phase von Beschränkungen auch etwas Gutes erwachsen kann, wie neue Freundschaften, Ziele und Hoffnung, ist schließlich die Quintessenz dieses manchmal recht unterhaltsamen Romans.
Der Roman ist in 65 Kapitel unterteilt. Schon in den ersten Kapiteln wird deutlich, wie sehr diese von Gewalt geprägte Ehe die Persönlichkeit der Protagonistin geformt hat: Einsam, überfordert und resigniert spricht sie mit Topfpflanzen, sucht Trost bei Kuchen und gibt sich die Schuld für alles, was passiert ist. Sich selbst anzuzeigen, kommt nach reiflicher Überlegung nicht infrage. Zu sehr liegen ihr ihre erwachsenen Kinder am Herz und die Angst davor, dass dann ans Licht käme, was sie für sich behalten möchte, nämlich was für ein Mensch deren Vater tatsächlich war.
In ihrem Bemühen, eine Lösung zu finden, schließt sich Sally dann mit drei weiteren Frauen zusammen, die das gleiche Problem haben: Die Leichen ihrer versehentlich oder absichtlich aus einer Notlage heraus getöteten Männer liegen herum und verwesen allmählich. Sie freunden sich an und versuchen gemeinsam, eine Strategie der Entsorgung dieser Leichen zu entwickeln, geben einander aber auch Halt. In diesem Mittelteil ist die Geschichte etwas langatmig: Ich habe mich beim Lesen häufiger mal dabei erwischt, wie ich gehofft habe, dass die drei endlich eine Lösung finden. Und überhaupt: Wieso so viele Frauen mit einem ähnlichen Problem? Die sich dann auch noch zufällig begegnen bzw. einander wiederfinden? Auch wenn die Autorin im Nachwort ausführlich über die Dimension von Gewalt von Männern gegenüber Frauen eingeht, ist das in dieser Geschichte einfach zu viel. Etwas mehr Straffung im Mittelteil und weniger Frauen mit einer Leiche zuhause hätten der Geschichte gutgetan.
Spannender wird es dann allerdings in den letzten Kapiteln, als die Frauen dann endlich eine raffinierte Lösung ersonnen haben und diese auch mit vollem Körpereinsatz durchziehen. Das ist aufregend, obwohl man natürlich ahnt, dass alles gut ausgehen wird. Überhaupt ist Einiges vorhersehbar, wie z. B. die Rolle der Nachbarin Edwina, deren dunkles Geheimnis erfahrene Leser*innen schon früh erahnen können.
Die Geschichte ist eingebunden in den Lockdown der Pandemie: Ohne Kontaktverbot, Corona-Quarantäne, Maskenpflicht und Abstand halten usw. hätte die Geschichte gar nicht funktioniert. Das ist ein interessanter Kniff.
Dass aus geteiltem Leid in einer Phase von Beschränkungen auch etwas Gutes erwachsen kann, wie neue Freundschaften, Ziele und Hoffnung, ist schließlich die Quintessenz dieses manchmal recht unterhaltsamen Romans.