Auf alten Pfaden

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
la novelera Avatar

Von

Das Buch „Ein mögliches Leben“ von Hannes Köhler lädt zunächst durch sein interessantes Cover zum Lesen ein: zu sehen ist eine mit grauen Wolken verhangene Landschaft, die um 90 Grad gedreht ist – passend zum Titel. Und die erzählte Geschichte handelt von einem Leben, das anders hätte verlaufen können, wenn verschiedene Dinge anders verlaufen wären.
In der Gegenwart ist Martin, über den Sommer arbeitsloser Lehrer und Vater eines kleinen Mädchens, mit deren Mutter er nicht zusammenlebt, auf dem Weg nach Amerika, gemeinsam mit seinem Großvater Franz, der in den 40er Jahren in amerikanischer Kriegsgefangenschaft gelebt hat. Es ist eine Reise in die Vergangenheit des Großvaters, der Orte besuchen möchte, die ihn geprägt haben. Er verfolgt seine eigenen Spuren, um sich über verschiedene Dinge bewusst zu werden und seine Erfahrungen an den Enkel weiterzugeben.
Die Geschichte verläuft auf verschiedenen Ebenen: die Zeit der Kriegsgefangenschaft, die Gegenwart mit Franz‘ Enkel und dann ist da noch die Zeit nach der Reise, in der auch Martins Mutter eine Rolle spielt, die kein besonders gutes Verhältnis zu ihrem Vater hat. Auch darüber erfährt der Leser mehr.
Es ist eine tiefgründige und vielschichtige Geschichte, die hier erzählt wird. Sie handelt von Freundschaft, Liebe, verpassten Gelegenheiten und dem zum Teil wehmütigen Rückblick auf ein Leben, das für den betagten Franz bald zu Ende gehen wird. Der erste Teil der Beschreibung der Kriegsgefangenschaft war mir irgendwann etwas zu langwierig, doch gerade im rechten Moment fand ein Wechsel in die Gegenwart statt und machte die Geschichte wieder spannend. Der zweite Teil hat mir dann besser gefallen und an Spannung zugenommen.
Ein kluges und schönes Buch, das zum Nachdenken anregt und in der Seele nachklingt.