Es war nicht immer leicht

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leseratte1310 Avatar

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Durch Zwistigkeiten in der Familie hatte Martin kaum Kontakt zu seinem Großvater Franz Schneider, doch dann kam eine eMail von Franz und er bittet Martin, mit ihm nach Amerika zu reisen. Er möchte noch einmal die Orte besuchen, wo er als achtzehnjähriger in Kriegsgefangenschaft war. Martin tut dem alten Mann den Gefallen. Auf der Reise kommen die Erinnerungen in Franz hoch und endlich redet er über das, was er erleben musste.
Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Die Zeiten wechseln immer wieder, da viele Erinnerungen hochkommen. Alle Charaktere sind gut und authentisch dargestellt.
Franz ist noch sehr jung, als er in den Krieg muss. Er hat nur die dunklen Zeiten im Nazi-Deutschland erlebt und musste dann – fast noch ein Kind – für sein Land kämpfen. Dann fällt er 1944 den Amerikanern in die Hände und wird nach Amerika verschifft. Anschließend wird er in ein Gefangenenlager in Texas geschafft. Was mag wohl in ihm vorgehen? Für ihn ist der Krieg vorbei und er bekommt zu essen. Aber in dem Lager gibt es Konflikte, denn auch hier wollen die Führertreuen bestimmen, wo’s langgeht.
Später, wieder in der Heimat, gründet er eine Familie. Frau und Tochterhaben ihn nur als hartes und distanziertes Familienoberhaupt erlebt. Es ist kein Wunder, dass seine Tochter Barbara einen Groll auf ihn hat. Franz hat es in Amerika gefallen, gerne wäre ausgewandert, aber wegen der Familie ist das nicht möglich.
Auf der Reise kommen sich Enkel und Großvater immer näher. Man erlebt, was Menschen nach Krieg und Gefangenschaft bewegt hat. Nach dem Krieg wird nicht über das geredet, was man erlebt und was einen bewegt hat. Die Schrecken, die Angst und die Not sind kein Thema, über das geredet wird. Aber das Erlebte ist nun einmal geschehen und hat Auswirkungen auf die Menschen und ihre Familien, sogar die späteren Generationen werden dadurch beeinflusst. Man will all das Leid vergessen und verdrängen.
Aber auch Martin tut die Reise gut, denn er findet endlich zu sich selbst.
Erst auf seiner Reise kann der nun fast neunzigjährige Franz reden und wir begreifen durch das, was er erzählt.
Ich kann dieses interessante Buch nur empfehlen.