Glück gehabt

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evelynmartina Avatar

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Franz hat Glück gehabt, daß er den Zweiten Weltkrieg in amerikanischer Kriegsgefangenschaft wohlbehalten überstanden hat.
Als Prisoner of War verbrachte er, nicht einmal 20 Jahre alt, Wochen und Monate auf Baumwoll- und Erdnussfeldern in den USA, zusammen mit Gefangenen unterschiedlichster Gesinnung und Herkunft, die entweder zu Freund oder Feind wurden.
Als fast 90-Jähriger begibt er sich mit seinem Enkel Martin auf eine Reise zurück zu den Stätten seines bewegten Lebensabschnittes. Dabei treten nicht nur Erinnerungen zu Tage, sondern auch Parallelen zwischen Großvater und Enkel sowie Wahrheiten der ganzen gemeinsamen Familiengeschichte.

Hannes Köhler, der offensichtlich für sein Romanthema hervorragend recherchiert hat, schreibt bildhaft und emotional und bringt Tatsachen, Erlebnisse und Gefühle genau auf den Punkt. Seine Erzählweise fordert die Aufmerksamkeit des Lesers auf jeder Seite. In Form von Rückblenden, Briefen und Schilderungen aus einer schrecklichen Zeit, die neben Grausamkeit auch Sehnsucht nach Weite und Freiheit weckte, vermischt sich Gegenwart mit Vergangenheit.
Während die Handlung besonders, als sie im Lager in Texas spielt, zu stocken scheint, nimmt sie in der zweiten Hälfte des Buches deutlich an Fahrt auf, wird spannend und fesselnd und überrascht sogar noch mit einem echten Coup. Sämtliche Figuren sind gut gewählt und gezeichnet, gerade die des Franz, der zweifelt, sich innerlich zerreißt und letztlich von der Vernunft besiegt wird.
Am Ende ergibt sich ein rundum geschlossener Kreis, der den Leser mitgenommen und nachdenklich zurücklässt.

Mein Daumen geht hoch für „Ein mögliches Leben“, einen beeindruckenden und lesenswerten Roman.