Ostfriesenkrimi ohne Tiefgang

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route66 Avatar

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Ich mag außergewöhnliche Charaketere und nicht-stringente Storys und das bekommt man in "Ein mörderisches Paar" auf jeden Fall. Ein Profi-Killer mit einem neuen Gesicht, seine Freundin mit außergewöhnlicher Vergangenheit und viele Verbrechen in Ostfriesland, darum geht es in dem Buch.
Rein auf die Handlung bezogen fand ich das Buch sehr interessant. Man merkt auch die Verankerung im realen Ostfriesland unglaublich stark: Es werden existierende Cafés und andere Einrichtungen angesprochen. Man merkt, dass der Autor die Region extrem gut kennt und/oder intensiv recherchiert hat.
Mir haben aber zwei Dinge echte Probleme beim Lesen verursacht. Erstens, die völlig überzogene Darstellung mancher Figuren. Ganz besonders schlimm die Polizisten und Klein-Ganoven, aber auch die beiden Hauptfiguren. Das fand ich völlig abstrus und damit konnte ich mich auch nicht anfindern. Zweitens, die Sprache. Mir wird einfach viel zu viel erklärt. Eigentlich besteht das Buch zu einem Großteil aus einfachen Hauptsätzen. Gleichzeitig wird aber die wörtliche Rede ständig begleitet von Dingen wie "orakelte er" oder "lobte sie", "petzte er". Das kann man mal machen, aber in der Masse finde ich das sehr anstrengend. Dem Leser wird die Interpretation abgenommen, da er sie sich aus dem restlichen Text nicht erschließen könnte. Für mich ist das kein guter Stil.
Zu gewollt fand ich auch, dass auf so ziemlich jedes aktuelle Thema, vom gendern bis zu laktosefreien Muffins, eingegangen wurde. Das hatte immer so einen belehrenden, bemühten Touch.
Insgesamt schon ein ganz unterhaltsamer Krimi. Ich würde aus der Reihe keinen anderen mehr lesen, wer aber sich nicht so sehr an der Sprache stört und überzogene Charaktere mag, findet hier einen guten Zeitvertreib.