Ein witziges Team

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anneteekanne Avatar

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Cover:
Schlichter, roter textiler Einband. Autor, Titel und eine Telefonzelle in weißer Prägung

Zum Buch:
Diana Cowper wird in ihrem Haus erdrosselt. Die Polizei zieht den ehemaligen Inspektor Daniel Hawthorne zu Rate. Dieser fragt seinen "Sportsfreund" Anthony Horowitz (der Autor), ob er nicht ein Buch über ihn und den Fall schreiben möchte.
Die beiden inspizieren Tatorte, verhören Verdächtige und lüften Geheimnisse zusammen, während sie sich immer tiefer in dem Fall verstricken.

Meine Meinung:
Nach dem ich eine Leseprobe gelesen hatte, habe ich mehrere Tage immer in der ICH-Erzähler Form gedacht. Ich habe mich wahnsinnig auf das Buch gefreut und ich muss gestehen, ich bin nicht enttäuscht worden.
Im ersten Drittel geht es gar nicht so um den Fall, sondern um Horowitz (den Autor) und Hawthorne (den Detektiv). Es ist ein Schlagabtausch, bei dem der Autor permanent (gefühlt) den Kürzeren zieht. Er darf nur bezahlen, dokumentieren, sammeln und keine Fragen stellen. Diese passive Rolle passt Anthony Horowitz überhaupt nicht. Sein Ego ist angekratzt, insbesondere wenn in Verhören die Verdächtigen noch nicht einmal fragen, wer er ist. Sie nehmen einfach an, er sei der "Assistent".

Als ich mich auf Hawthorne eingelassen hatte, war ich ein erfolgreicher Autor gewesen. Ich hatte eine Fernsehserie geschrieben, die in fünfzig Ländern ausgestrahlt worden war, und ich war mit der Produzentin verheiratet. Hawthorne hatte für uns gearbeitet. Er kriegte zehn oder zwanzig Pfund die Stunde, um Informationen zu liefern, die ich für meine Drehbücher brauchte. (Seite 305)

Außerdem finde ich es witzig und interessant, dass Horowitz über das Schreiben schreibt, über das Autor sein, über Entstehungsprozessen bei Büchern, bei Skripten.

Ich kenne Autoren, die gar nicht mehr schreiben, sondern ihre Zeit damit verbringen, von einem Festival zum nächsten zu reisen. Ich frage mich manchmal, was ich wohl gemacht hätte, wenn ich Stotterer wäre oder unter chronischer Schüchternheit litte. Der moderne Autor muss öffentlich auftreten können, oft auch vor großem Publikum. Es ist fast so, als wäre man ein Comedian. Bloß dass sich die Fragen nie ändern und das man am Ende immer dieselben Witze erzählte. (Seite 33)

Über die Schwierigkeiten beim Schreiben und die Selbstverständlichkeit mit der andere (in diesem Falle Hawthorne) behaupten alles besser zu können und besser zu wissen.

Titel zu finden, habe ich immer schwierig gefunden. In Großbritannien werden jährlich fast zweihunderttauend Bücher veröffentlicht, und obwohl manche den Vorteil haben, vom Namen eines bekannten Autors getragen zu werden, hat der größte Teil nur diese zwei, drei Worte auf dem Umschlag, um auf sich aufmerksam zu machen. Titel müssen kurz, intelligent und passend sein. Man muss sie gut lesen können, und einprägsam und originell müssen sie auch sein. Das ist sehr viel verlangt. (Seite 125)

Ich weiß nicht, wie bewusst es dem Autor ist, aber er gibt sehr viel von sich selbst preis, in dem er über sich schreibt. Er denkt plötzlich an die Jahre im Internat, an die Sommer mit der Nanny in den englischen Küstenstädten. Er zeigt sein privilegiertes Leben, was natürlich jetzt im Bestsellerautor mündet.

Hawthorne war noch nie in meiner Londoner Wohnung gewesen, und von mir aus konnte das auch so bleiben. Ich war derjenige, der in sein Leben eindringen sollte, nicht umgekehrt. Und bis jetzt hatte er mir noch nicht mal seine Adresse mitgeteilt. Ganz im Gegenteil: Er hatte mich bewusst in die Irre geführt. (Seite 271)

Und sein Detektiv? Hat ein genauso großes Ego, wie Horowitz. Er gibt sich geheimnisvoll, wortkarg und grimmig. Gerade weil man ihn nicht unbedingt mögen soll, wirkt er umso sympathischer.
Die Frage, die sich am Ende stellt, ist ob es in den nachfolge Bücher (Horowitz hat es als Serie angelegt) noch genauso "zieht". Ob die Chemie, die aufgebaut wurde, erhalten bleiben kann oder ob es langweilig wird, weil die beiden wirklich Freunde werden.

Fazit:
Spannend, witzig, lesenswert.