Intelligenter Lesespaß mit britischem Humor

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REZENSION – Eine ungewöhnliche und intelligente Detektivgeschichte mit typisch britischem Humor und ironischen Spitzen gegen die Welt der Film- und Literaturschaffenden, dabei völlig unblutig, nach klassischem Muster erzählt, aber in unserer Zeit spielend, hat uns Englands Bestseller-Autor Anthony Horowitz (64) mit seinem neuen Roman „Ein perfider Plan – Hawthorne ermittelt“ beschert. Dazu muss man wissen, dass Horowitz als einer der produktivsten und erfolgreichsten Schriftsteller Großbritanniens vor Jahren von den Erben Conan Doyles offiziell beauftragt wurde, neue Geschichten um Sherlock Holmes zu schreiben (2011: „Das Geheimnis des weißen Bandes“; 2014: „Der Fall Moriarty“). Eine moderne Holmes-Watson-Variante ist nun dieser erste Band seiner neuen Reihe „Hawthorne ermittelt“.
Ungewöhnlich und deshalb für heutige Leser interessanter ist die Tatsache, dass Anthony Horowitz – der Jugend bekannt durch seine Alex-Rider-Abenteuer, den Erwachsenen durch neue James-Bond-Romane oder Drehbücher zu Agatha Christies Poirot-Verfilmungen und die beliebte TV-Serie „Inspector Barnaby“ – sich hier selbst als modernes Watson-Double und Erzähler in die Handlung einbringt, um gemeinsam mit seinem fiktiven Protagonisten, dem Privatermittler Daniel Hawthorne, Mordfälle aufzuklären. Horowitz gibt eingangs vor, diesen bei der Kriminalpolizei suspendierten und heute bei Filmproduktionen als Berater mitwirkenden Hawthorne bei Arbeiten am Filmset zu „Foyle's War“ kennengelernt zu haben – einer britischen TV-Serie nach Horowitz-Drehbüchern, die es tatsächlich gibt. So baut der Autor ständig Reales um seine Person, seine Arbeit und seine Werke in die fiktive Handlung ein, wodurch „Ein perfider Plan“ fast real und glaubhaft wirkt.
Worum geht es? Kaum, dass die wohlhabende und allein lebende Diana Cowper in einem Londoner Bestattungsunternehmen den genauen Ablauf ihrer eigenen Beerdigung festgelegt hat, wird sie zuhause erdrosselt aufgefunden. Während der zuständige Chief Inspector Meadows noch von einem Zufallsmord durch Einbrecher ausgeht, ermittelt Ex-Polizist Hawthorne im Auftrag eines hochrangigen Auftraggebers bei der Polizei den tatsächlichen Sachverhalt. Hawthorne wiederum beauftragt Bestseller-Autor Anthony Horowitz, ihn bei der Aufklärung des Falles zu begleiten und ein Buch darüber zu schreiben. Horowitz zögert, da sein Verlag gerade auf ein ganz anderes Buch von ihm wartet. Zudem ist ihm Hawthorne unsympathisch: „Er hatte die Geschmeidigkeit einer Raubkatze … und in seinen weichen braunen Augen lag eine Boshaftigkeit, die mich herauszufordern und zu bedrohen schien“. Doch dann verfällt er doch der Intelligenz dieses Detektivs, der für seine hohe Aufklärungsquote berühmt ist.
Ganz nach Art von Holmes und Watson machen sich nun der Schriftsteller und sein fiktiver Protagonist an die Aufklärung des Mordfalles. Doch im Verhältnis beider gibt es einen gewaltigen Unterschied zu Holmes und Watson. Während Watson seinen Meisterdetektiv bewundert, lehnt Horowitz seinen Helden ab. „Wenn ich mich hingesetzt hätte, um einen fiktiven Kriminalroman zu schreiben, hätte ich bestimmt keinen Protagonisten wie Hawthorne als Helden gewählt.“ Es bleibt bei einem unpersönlichen, für Horowitz fast erniedrigenden Arbeitsverhältnis, was den doch so berühmten Autor kränkt: „Ich hatte zugelassen, dass ich zum stummen Partner, einer Randfigur in meinem eigenen Buch wurde. … Das durfte nicht länger so bleiben! Viel zu lange war ich hinter ihm hergedackelt.“
„Ein perfider Plan“ ist ein wunderbares Buch für alle Freunde klassisch erzählter Detektivgeschichten, britisch-humorvoll geschrieben, ein im besten Sinne intelligenter Unterhaltungsroman. Auf eine baldige Fortsetzung dürfen wir uns sicher freuen, denn der zweite Fall erschien bereits 2018 in England mit dem Titel „The Sentence Is Death“.